14 Juillet – Party machen, Ausschlafen, Einkaufen…

Am französischen Nationalfeiertag haben die guten, alten Werte „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ keine Hochkonjunktur mehr. Eigentlich schade.

Am französischen Nationalfeiertag geht es auch im Elsass sehr farbenfroh zu. Und das Wetter wird auch gut... Foto: Claude Truong-Ngoc / Eurojournalist(e)

(KL) – Heute, am 14. Juli feiern die Franzosen ihren Nationalfeiertag. An diesem Tag gedenkt man traditionell dem Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 und damit der Französischen Revolution, der Machtergreifung durch das Volk. Auch, wenn die Französische Revolution im Format eines Blutbads ablief, so war sie doch der Ausgangspunkt für einen radikalen Politikwechsel, mit dem die Jahrhunderte währende Vorherrschaft von Adel und Klerus langsam endete. Heute ist der 14 Juillet aber eher ein Volksfest, und um Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit steht es in Frankreich heute ebenso schlecht wie anderswo in Europa.

Am heutigen 14. Juli werden unsere französischen Nachbarn erst einmal ordentlich ausschlafen und nach einem ausgiebigen Frühstück dürfte eine Art Völkerwanderung für einen Tag in Richtung Baden starten. Rechnen Sie mit verstopften Straßen und Parkplätzen an der Rheinschiene – und freuen Sie sich darüber, dass seit vielen Jahren immer mehr Elsässer am 14. Juli einen Besuch in Baden einplanen.

In Paris wird es wie jedes Jahr eine prächtige Parade auf dem Champs Elysées geben, es gibt Feuerwerke, Volksfeste und ausgelassene Stimmung und das ist gut so. Denn wer strikt auf das Motto der Französischen Revolution achtet, der wird heute nicht auf seine Kosten kommen. Denn „Freiheit“ gibt es in Frankreich auch nur in homöopathischen Dosen, ebenso wie in Deutschland. „Gleichheit“ ist ein alter Traum, der mit der Wirklichkeit schon lange nichts mehr zu tun hat. Und „Brüderlichkeit“, na ja, da reicht es zu schauen, wie solidarisch heute unsere Gesellschaften sind – ein Blick auf die Griechenland-Verhandlungen vom Wochenende zeigen, dass in Europa eigentlich niemand mehr diesen Begriff in den Mund nehmen darf, ohne rot zu werden.

Aber so ist das eben mit Nationalfeiertagen – sie erinnern an historische Ereignisse und hehre Ziele, die sich aber im Laufe der Zeit immer mehr verlieren. Und dennoch sollte man sich gerade an solchen Tagen einmal vor Augen halten, was die Menschen damals auf sich genommen haben, um einen unerträglichen Zustand zu ändern. Und der eine oder andere Politiker möge sich ebenfalls bewusst machen, dass man Völker eben nur bis zu einem bestimmten Punkte ausquetschen und gängeln kann – wenn der „Point of no return“ erreicht ist, dann rebelliert das Volk. Und zwar in den meisten Fällen erfolgreich. Bis heute ist kein Unrechtsregime bekannt, das in der Geschichte überdauert hätte. Mal dauert es länger, mal geht es schneller – aber ungerechte und die Menschen verachtende Systeme sind nicht für die Ewigkeit bestimmt.

Vive la France!

2 Kommentare zu 14 Juillet – Party machen, Ausschlafen, Einkaufen…

  1. Lieber Herr Littmann:

    Ich zitiere Sie: “… Und der eine oder andere Politiker möge sich ebenfalls bewusst machen, dass man Völker eben nur bis zu einem bestimmten Punkte ausquetschen und gängeln kann – wenn der „Point of no return“ erreicht ist, dann rebelliert das Volk. Und zwar in den meisten Fällen erfolgreich. Bis heute ist kein Unrechtsregime bekannt, das in der Geschichte überdauert hätte. Mal dauert es länger, mal geht es schneller – aber ungerechte und die Menschen verachtende Systeme sind nicht für die Ewigkeit bestimmt…”
    Meinten Sie damit die aktuelle Regierung in Deutschland, die ihre Bürger verachtet und tut, was ihr durch den Kopf fährt, ohne sich mit ihren Nachbarn abzustimmen oder sich an die europäischen Vereinbarungen zu halten? Soll am Deutschen Wesen wieder einmal die Welt genesen? Haben die Deutschen wieder einmal vergessen, wie mini ihr Land ist? Müssen wir wieder der ganzen Welt zeigen, wo’s lang geht? Sind die Irren in unserem kleinen Land wieder so aggressiv verbohrt wie die Hitlerjungen, die auch nach der schmerzlichen Entdeckung, welchem Monster sie nachgelaufen waren, doch noch treu zu ihm hielten? Ich bin sehr interessiert, zu erfahren, was geschieht, wenn die jetzt noch Asyslsuchenden in 3 oder 4 Jahren immer noch keine Arbeit gefunden haben… woher soll sie auch kommen, diese Arbeit? Haben Sie eine reealistische Vorstellung? Man kann sie wie in der franz. Kommune von 1871 Gruben schaufeln und die dann wieder zuschaufeln lassen… ist das Ihr Vorschlag?
    Leider bleibt es immer bei nebelhaften Vorschlägen und generellen Anklagen gegen “die Reichen”, gegen “die Deutschen”, “die Rechten”, “die Fremdenhasser” … na und wie der ganze Zirkus eben so geht, nie kommt jemand mit konkreten, realisierbaren Vorschlägen ‘rüber. Ist ja auch klar: da ist nichts möglich. Also besser ein bissl Klassenhass und Neid säen… das ist einfacher, es kostet nix und verpflichtet zu nix. Trotzdem viele herzliche Grüße!

    • Kai Littmann // 4. Oktober 2015 um 20:25 // Antworten

      Lieber Herr Class, in der Tat, man kann wunderbar disputieren und muss gar nicht immer einer Meinung sein – die Vielfalt ist in der Regel bereichernd! Aber dennoch müssen wir heute umdenken. Man kann die Flüchtlingsthematik nicht nur nach merkantilen Gesichtspunkten beurteilen – wir müssen tatsächlich lernen zu teilen. Oder uns aber genau so mitschuldig machen wie die Länder, die in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts keine jüdischen Flüchtlinge aus Deutschland aufnehmen wollten, weil diese a) jüdisch und b) deutsch waren. Wir machen es doch heute genau so und es ist schon manchmal zum Verzweifeln, dass wir so gar nichts aus der Geschichte lernen, sondern in Krisensituationen immer wieder den gleichen, harten Reflex haben, der vor allem darauf abzielt, das bisschen materiellen Wohlstand, den keiner von uns mit ins Grab nehmen wird, eifersüchtig für uns zu behalten… Herzliche Grüße nach Lahr! Kai Littmann

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