(Summer special 2022) – 1914, 1939, 2022…

Die Welt stürzt sich mit „Hurra“ in den nächsten Weltkrieg. Offenbar haben die meisten vergessen, was Krieg wirklich ist und welche Folgen er hat.

Heldenschicksal. Ob es nicht doch besser wäre zu leben? Foto: Raul de Chissota / Wikimedia Commons / PD

Am 29. April 2022 dauerte der Ukraine-Krieg bereits mehr als zwei Monate. Erstaunlich, dass sich die Menschen wundern, dass Krieg eine dreckige Angelegenheit ist, bei der Menschen auf grausame Weise getötet werden. Und umso erstaunlicher, dass selbst heute niemand von Frieden redet, sonden nur davon, dass der Krieg mit allen Mitteln gewonnen werden muss. Mit allen Mitteln? Also akzeptieren wir die Kriegsverbrechen, die von allen Beteiligten begangen werden. Man darf gespannt sein, wann Europas grösstes AKW in die Luft gebombt wird… aber von Frieden will dennoch niemand etwas hören.

(KL) – Es ist schon erstaunlich, dass sich so viele Menschen wundern, dass der Krieg in der Ukraine dreckig ist, dass dort Unschuldige sterben, Kinder erschossen, Frauen vergewaltigt werden, dass die Rote Armee alles einsetzt, um den Menschen in der Ukraine zu schaden. Dabei ist daran leider nichts Überraschendes. Die Vorstellung, dass ein Krieg „fair“ und „anständig“ und ohne solche Verbrechen geführt werden könnte, stammt aus dem Teletubbie-Land. Es sieht so aus, als hätte die Welt vergessen, was Krieg wirklich bedeutet, als ob man nicht wüsste, dass Krieg als solches bereits ein Verbrechen ist.

Es gibt keine Beispiele für „anständige“ Krieg in der Geschichte der Menschheit. Anstand und Krieg sind zwei Konzepte, die nicht miteinander vereinbar sind. Insofern ist auch das Gerede im Westen, dass Putin schon keine Atomwaffen einsetzen würde, ziemlich realitätsfremd. Welche Armee, welcher Diktator, welcher Feldherr hat je aus ethischen Überlegungen heraus auf den Einsatz seiner tödlichsten Waffen verzichtet? Die großmäuligen Ankündigungen westlicher Politiker, dass man Putin mit Sanktionen auf die Knie zwingen könnte, sind irgendwo zwischen Blauäugigkeit und Dummheit angesiedelt. Solange die Rote Armee über Material, Geld und Massenvernichtungswaffen verfügt, wird Russland nicht klein beigeben und die zwischenzeitlichen militärischen Erfolge der Ukraine werden dies nicht ändern.

Aber womit haben denn unsere Kriegstreiber im Westen gerechnet? Ernsthaft mit einem „fairen“ Krieg? Krieg ist per Definition nicht fair und die schlimmen Verbrechen, die in der Ukraine begangen werden, sind leider Bestandteil jeden Kriegs. So auch in der Ukraine. Die Vorstellung, dass ein Krieg aus der Erkenntnis heraus friedlich beendet wird, dass er ungerecht, verbrecherisch und gemein ist, die könnte vielleicht im Kindergarten klappen, nicht aber in der Ukraine. Jede Eskalation dieses Kriegs wird zu noch schlimmeren Verbrechen führen und alle, die jetzt mit Begeisterung mitmischen wollen, machen sich daran mitschuldig, was am Ende passieren wird.

„Experten“ aller Couleur erklären uns in diesen Tagen, warum Putin den von ihm bereits angedrohten Nuklearschlag nicht ausführen wird. Mit dieser beruhigenden Nachricht können wir uns in Ruhe in den III. Weltkrieg begeben, der wie die beiden ersten als „alternativlos“ verkauft wird. Die Kriegsgeilheit ersetzt schrittweise den gesunden Menschenverstand und alle schönen Reden der letzten 80 Jahre („nie wieder Krieg“) sind Makulatur. Heute ist es wieder „in“, sich für das Vaterland und die Interessen der Rüstungsindustrie umbringen zu lassen. Wir wollen wieder Helden, tolle Kerle, die ihr Land bis zum letzten Blutstropfen verteidigen.

Die einzigen, die an diesem Krieg gewinnen werden, sind die Steinmetze. Diese werden wieder in jedem Dorf, in jeder Stadt diese hübschen Gedenksteine herstellen dürfen, auf denen endlose Namenslisten stehen, von jungen Menschen, die für das Vaterland gestorben sind. Und vor diesen Gedenksteinen wird man sich dann jedes Jahr versammeln und erklären, dass es so etwas nie wieder geben darf. Und alle werden daran glauben. Bis zum nächsten Krieg.

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