1918: „Im Krieg werden wir zu Arbeitern des Todes“

Die Freiburger Aufführung des Oratoriums „1918 - der Mann, der in den Krieg hinein taumelte“ war ein einer der emotionalsten Momente des Theaterjahrs. Großartig.

Die Freiburger Aufführung des Oratoriums "1918 - der Mann, der in den Krieg hinein taumelte", war einfach umwerfend. Foto: Eurojournalist(e)

(KK/KL) – Wie schade, schade, schade, dass das Stück „1918 – der Mann, der in den Krieg hinein taumelte“, das nach der ersten Aufführung am 11. November 2014 in der Opéra du Rhin in Straßburg am Sonntag im Freiburger Theater auf die Bühne kam, nach nur zwei Vorstellungen nicht noch einmal zu sehen sein wird. Denn was die „Petits Chanteurs de Strasbourg“ und der Kinder- und Jugendchor des Theaters Freiburg gemeinsam mit dem Bariton Jocelyn Desmares, der Mezzo-Sopranistin Qiu Ying Du und dem Schauspieler Guillaume Eich aus dem Oratorium der Französin Isabelle Albouker machten, war ein generationsübergreifender Schrei gegen den Krieg, dessen Grausamkeit und völlige Negierung des Wertvollsten, was wir haben – des Lebens.

Die Produktion, die dank der Unterstützung der Stiftung Entente Franco-Allemande (FEFA, deren Präsident Jean-Georges Mandon eine sehr persönliche, sehr authentische Einführung gab), des Deutsch-Französischen Jugendwerks, des Jugendfonds der Oberrheinkonferenz und weiterer Partner möglich wurde, riss das Publikum in Freiburg ebenso zu stehenden Ovationen und nicht abebbendem Applaus hin.

Die Kinder der beiden Chöre, im Alter von ungefähr 8 bis 15 Jahren, hatten das schwierige Thema des Kriegs anlässlich des 100. Jahrestags des Ausbruchs des I. Weltkriegs auf unglaubliche Weise während der Proben verinnerlicht und überzeugten auf der Bühne durch Präzision, Emotion, Mut und Disziplin. Erstaunlich, wie gut das Zusammenspiel mit den drei Erwachsenen auf der Bühne klappte – gemeinsam zeigten die großen und kleinen Künstler den Krieg auf der Ebene, die normale Menschen betrifft.

Im Schützengraben wird gestorben, verliert sich die Liebe im Horror des Unvorstellbaren, ist die Erde blutgetränkt, weicht die Menschlichkeit dem kalten Geschäft des Tötens und des Sterbens. Die Erkenntnis, dass man das alles nicht gewollt hat, kommt zu spät.

Der rote Faden durch das Oratorium ist die gesungene und gesprochene Zwiesprache zwischen einem Soldaten und seiner Freundin – deren Liebe bereits durch den Krieg und den Tod gesprengt wurde. „Du musst sterben, netter Soldat“, singt die schöne Lulu, während der junge Soldat merkt, dass das Sterben auf dem Schlachtfeld nicht nur nicht süß, sondern ungerecht, sinnlos und grausam ist. „Ihr hättet uns nicht gehen lassen dürfen!“, wirft der junge Soldat seiner Freundin vor, begleitet von den Kinderchören, die einen düsteren Klangteppich unter diese schwierigen Dialoge legen.

Mit Texten von Céline, Apollinaire, Stefan Zweig, Jean Cocteau und anderen illustriert diese deutsch-französische Künstlergruppe in drei (!) Sprachen die Botschaft – zieht nicht in den Krieg! In den Schützengräben gibt es weder Heldentum noch Romantik – im Krieg wird gestorben. Einsam, kalt und leidvoll.

Dass dies nie wieder zwischen Deutschen und Franzosen passieren darf, das ist es, was die deutschen und französischen Kinder vermitteln. Dass sie während der Vorbereitung für diese beiden außergewöhnlichen Vorstellungen einander näher gekommen sind, Freundschaften geknüpft, gemeinsam geprobt, gelacht und sicher auch geweint haben, ist eines der Dinge, die dafür sorgen werden, dass die nächsten Generationen schlauer agieren werden als die vorherigen Generationen. Wer sich kennt und mag, der schießt nicht aufeinander. Dafür, dass dies nie wieder passiert, steht diese neue Generation deutsch-französischer Freunde am Oberrhein.

Die Produzenten, Musiker, Orchester, Chöre, Logistiker, Beleuchter, Mitarbeiter, Förderer, Sponsoren – allen gebührt höchstes Lob für diese Aufführungen, die nicht nur künstlerisch voll überzeugen konnten, sondern eine Botschaft transportierten, die gerade in der heutigen Zeit wichtiger als je zuvor ist – Nie wieder Krieg!

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2 Kommentare zu 1918: „Im Krieg werden wir zu Arbeitern des Todes“

  1. Großartige Idee und Bilder! Gibt es Videoaufnahmen?

  2. Danke! Es wurden bei der Aufführung in Freiburg Videoaufnahmen gemacht, ich weiß allerdings nicht von wem. Wenn ich das rausbekommen kann, sag ich dir Bescheid! Beste Grüße Kai

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