20 Jahre Euro – eine Zwischenbilanz

Das Centrum für Europäische Politik (CEP) in Freiburg hat eine Studie herausgebracht, die aufzeigt, welche europäischen Länder von der Einführung des Euros profitiert haben und welche nicht.

Sollte man den Euro nun gleich in Stücke schneiden? Nein, aber man könnte ihn sinnvoller nutzen... Foto: Nikowsk / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die empirische Studie des CEP, einem europäischen Think Tank in Freiburg, sollte untersuchen, welche Länder von der Einführung des Euros 1999 profitiert haben und welche nicht. Als Berechnungsgrundlage wurde die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) herangezogen, was der Studie in der Tat einen theoretischen Anstrich gibt, denn die Pro-Kopf-Gewinne oder -Verluste landeten natürlich nicht in den Taschen der einzelnen Bürgerinnen und Bürger (oder wurden aus deren Taschen entnommen). Allerdings zeigt sich deutlich, welche Länder am meisten vom Euro im Zeitraum 1999 – 2017 profitiert haben – an erster Stelle, wen wundert’s, Deutschland.

Die großen Gewinner der Euro-Einführung sind Deutschland und die Niederlande. In beiden Ländern stieg im Zeitraum 1999 – 2017 das BIP um 23.116 € (Deutschland) bzw. 21.003 € (Niederlande) pro Kopf. Die beiden großen Verlierer des Euros sind Frankreich (Rückgang des BIP um 55.996 € pro Kopf) und Italien (minus 73.605 € pro Kopf).

Frankreich und Italien ist durch die Einführung des Euros ein wichtiges Instrument abhanden gekommen, das beide Länder vor dem Euro recht häufig einsetzten: die Abwertung der jeweiligen Landeswährung als Instrument der Konjunkturbelebung. Die eigene Währung abzuwerten ermöglichte es zuvor, die eigenen Exporte billiger zu machen und dadurch zu steigern. Und steigende Exporte sichern Arbeitsplätze im Inland und geben einen guten Impuls in die nationale Konjunktur. Seit wir den Euro haben, gibt es diese Möglichkeit nicht mehr und beide Länder spüren das deutlich, nicht zuletzt durch eine hohe Verschuldung.

Und die anderen Länder der Eurozone? Portugal gehört zu den Ländern, das ebenfalls einen starken Rückgang des BIP zu verzeichnen hat (minus 40.604 € pro Kopf), für Spanien und Belgien sehen die Zahlen etwas besser aus, auch wenn beide Länder auch einen Rückgang ihres BIP verzeichnen (Spanien minus 5.031 € pro Kopf; Belgien minus 6370 € pro Kopf). Und erstaunlich, neben Deutschland und den Niederlanden gibt es noch ein weiteres Land, das zu den Euro-Gewinnern gehört – Griechenland (plus 190 € pro Kopf).

Was besagt diese Studie also? Dass die Einführung des Euros ein politischer Fehler war? Nein, allerdings weist die Studie darauf hin, dass es die „Verlierer“ des Euros versäumt haben, ihre Wirtschaft so zu modernisieren und auf die neue gemeinsame Währung einzustellen, dass auch sie hätten profitieren können. Die CEP-Studie spricht dann auch eine überraschende Empfehlung aus: „Um den Euro richtig nutzen zu können, sollte Frankreich konsequent den Reformkurs von Präsident Macron weiter verfolgen, da jetzt strukturelle Reformen nötig sind“. Das werden die „Gelbwesten“ sicher nicht so gerne hören…

Doch wie gesagt, diese Modelle sind ziemlich theoretisch und die Tatsache, dass ein Land sein BIP steigern kann, bedeutet noch lange nicht, dass es den Menschen dadurch besser geht. Im Gegenteil – der „Klassenprimus“ Deutschland hat zwar mächtig vom Euro profitiert, doch leben nach wie vor rund 17 % der Deutschen unterhalb der Armutsgrenze. Denn offenbar gibt der Staat Geld für viele Dinge aus, nur nicht für diejenigen, die es am ehesten nötig hätten. Die Rückgänge der BIP in den anderen Euro-Staaten sind damit auch weniger auf die Einführung des Euros, als vielmehr auf die deutsche Austeritätspolitik zurückzuführen. Aber die können wir ja schon bei der Europawahl im Mai 2019 verändern. Wenn wir es denn wollen.

Sie können die ganze Studie downloaden, wenn Sie HIER KLICKEN!

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