25 Jahre Freiheit – und Markus Söder will Europa wieder abschotten

Vor 25 Jahren überwanden die Menschen in der DDR diese Zäune der Unfreiheit. Zum Jubiläum will Markus Söder (CSU) diese wieder aufbauen. Foto: Wikswat / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Markus Söder ist nicht nur bayerischer Finanzminister, sondern meistens im Zugzwang. Denn in Bayern kann man außer Ministerpräsident eigentlich nichts werden – und das ist Horst Seehofer und der wird, wie das in Bayern so üblich ist, so lange Ministerpräsident bleiben, wie er Lust hat. Also muss sich Markus Söder wieder und wieder profilieren, damit man ihn in Bayern nicht ganz vergisst. Schade, dass er dazu mit Sprüchen antreten muss, die das Klima rund um die Flüchtlingsthematik anheizen und vergiften. Was als politische Profilierungsdebatte gemeint ist, stellt gleichzeitig den Nährboden für all die extremistischen Gewalttäter dar, die Flüchtlingsheime anzünden, Menschen angreifen und am Stammtisch geifern. Damit ist Markus Söder kein bisschen besser als die Französin Nadine Morano, die seit Tagen darauf herumreitet, dass Frankreich (und natürlich auch Europa) das Land (bzw. der Kontinent) der „weißen Rasse“ ist. Genau das bekommen geistig minderbemittelte Gewalttäter in den falschen Hals und verstehen es als Aufforderung, Molotow-Cocktails zu werfen.

Also zieht Markus Söder wieder mal vom Leder. „Ich bin überzeugt, dass wir in Europa noch über Schutzzäune diskutieren werden“, sagte Söder, womit der CSU-Mann Europa zu einer Art Wohnanlage für Reiche machen will. Doch liegt er damit nicht nur politisch falsch, sondern auch noch geographisch. Die EU-Außengrenzen kann man schlicht und ergreifend nicht mit Zäunen sichern und wenn man etwas gegen den massiven Strom der Flüchtlinge aus Krisengebieten unternehmen will, dann muss man in diesen Krisengebieten positiv wirken. Doch das dürfte für den Populisten Söder etwas zu schwierig darzustellen sein, also fordert er Grenzzäune.

Deutschland und Europa abzuschotten, das ist weder „christlich“, noch „sozial“, noch würdig der Europäischen Union. Was dann wohl soviel bedeutet, dass der bayerische Finanzminister sämtliche Bestandteile des Namens der Partei verrät, für die er seine Mandate ausübt. „Ob es am Ende Zäune sind, Grenzpatrouillen oder andere Formen von Grenzkontrollen, das muss man dann sehen“, gibt sich Söder optimistisch, die Geographie und vermutlich auch gleich noch Naturgesetze überlisten zu können.

Dazu wird der Mann auch gleich noch richtig zynisch, indem er bejammert, dass man das Geld, mit dem Griechenland in der Zahlungsfähigkeit gehalten wurde, besser in den Grenzschutz investiert hätte. Man sieht förmlich vor dem geistigen Auge, wie Herr Söder persönlich die Baukolonnen dirigiert, die für 86 Milliarden Euro eine riesige, 18 Meter hohe Mauer rund um Europa bauen. Nur – das Europa, das Markus Söder sich so wünscht, ist ein Europa, in dem das Leben nicht mehr lebenswert ist, sondern für das man sich schämen sollte.

Genau wie die politische Amokläuferin Nadine Morano fürchtet sich Markus Söder vor dem Zusammenbruch der „kulturellen Statik“. Doch statt irrwitzige Summen in die ohnehin wirkungslose Abschottung Deutschlands und Europas zu verplempern, sollten Markus Söder und Nadine Morano vielleicht lieber nach Paraguay auswandern, wo sie sich sicher in einer Wohnanlage für begüterte Europäer einmieten können, wo man noch stramm nationalistisch denkt und wo die beiden sicher eine Menge neue Freunde finden können.

Dass Markus Söder ausgerechnet zu dem Tag, an dem das Volk der DDR seine Revolution, sein Streben nach Freiheit erfolgreich zu Ende bringen konnte, dazu nutzt, sich als Brandstifter zu betätigen, ist einfach nur peinlich. Es sind Menschen wie Markus Söder, die dafür sorgen, dass Integration schwierig ist, dass Ausländerhass gären kann und dass Gelder statt für solidarische Hilfe in „Abschreckung“ investiert werden.

Nein, 25 Jahre nach der deutschen Vereinigung ist Deutschland kein „einig Vaterland“. Und es wird so lange kein „einig Vaterland“ sein können, wie Brandstifter wie Markus Söder ihr Unwesen treiben. Es hätte kaum eine jämmerlichere Äußerung zum 25jährigen Jubiläum der deutschen Einigung geben können. Und Herr Söder sollte einmal nachdenken und sich dann in Grund und Boden schämen.