Davos: Greta vs. Donald

Gestern hielten Donald Trump und Greta Thunberg Reden beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Krasser hätte der Unterschied kaum sein können.

Greta vs. Donald - Wissenschaft vs. Ideologie. Und Donald Trump hält erneut der ganzen Welt den Mittelfinger hin. Foto: ScS EJ

(KL) – Wie jedes Jahr schaut die Welt gespannt nach Davos, wo sich die mächtigen Politiker und die noch mächtigeren Wirtschaftskapitäne zum jährlichen Austausch treffen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund wird dieses Forum von der Weltöffentlichkeit mit gespannter Hoffnung verfolgt, als würden sich dort die Retter der Welt treffen. Doch das ist ein Irrtum – in Davos treffen sich nicht die Retter, sondern die Täter, diejenigen, die seit Jahrzehnten diesen Planeten ruinieren. Und damit das Gewissen nicht allzu sehr zwackt, werden auch ein paar NGOs wie Greenpeace eingeladen und eben auch Greta Thunberg.

Donald Trumps Eröffnungsrede war ein typischer Trump. Großmäulig leierte er die Erfolgsdaten der US-Wirtschaft herunter und signalisierte damit deutlich, dass er dieses ganze Gerede um den Klimawandel für Quatsch hält. Und diejenigen, die sich um die Klimafrage Sorgen machen, für ausgemachte Schwachköpfe. Hier liegt auch der grundlegende Unterschied zwischen Donald und Greta. Während Donald von Ideologie und Wirtschaftswachstum schwafelt, zitiert Greta in ihrer Rede wissenschaftliche Berichte, wie denjenigen des IPCC aus dem Jahr 2018, der besagt, dass wenn der Temperaturanstieg unter 1,5 Grad gehalten werden soll, sofortige Maßnahmen gegen CO2-Emissionen ergriffen werden müssen. Die Betonung liegt auf „sofortige“.

Dass Donald Trump aus seinem Auftritt etwas ganz anderes machte, als in Davos von ihm erwartet wurde, ist nachvollziehbar. Da ihn das Thema des Klimawandels nicht im entferntesten interessiert, nutzte er die Weltbühne für eine Wahlkampfrede für seine Landsleute. Und auch für das ebenfalls gestern gestartete Amtsenthebungsverfahren gegen ihn kann es nützlich sein, die Amerikaner daran zu erinnern, was für ein toller Hecht er doch ist. Solche Eitelkeiten sind Greta Thunberg fremd. Sie forderte in ihrer Rede die Anwesenden auf, „so zu handeln, als würden sie ihre Kinder über alles lieben“ – ein Satz, in dem sehr viel Inhalt steckt.

Auch dieses Weltwirtschaftsforum in Davos wird die Welt nicht verändern. Dort sitzen überwiegend die Täter zusammen und überlegen im besten Fall, wie sie die Zerstörung der Welt kommunikationstechnisch am besten verkaufen können. Ernsthafte Ansätze zur Problemlösung sind in Davos nicht zu erwarten, dazu profitieren die allermeisten Teilnehmer zu sehr vom aktuellen Status Quo.

Und wenn einige ältere Damen und Herren jetzt wieder in Schnappatmung verfallen – Greta Thunberg hat Recht. Wir bewegen uns auf den „point of no return“ zu und das Ärgerliche an diesem Punkt ist, dass man nach seinem Überschreiten nicht mehr sagen kann „oh, das passiert jetzt also. Dann machen wir doch schnell alles anders“. „No return“ bedeutet „no return“ und deswegen ist der Wunsch von Greta Thunberg, die Welt möge doch bitte auf die Wissenschaftler hören, statt die Zukunft dieses Planeten in den Händen derjenigen zu belassen, die sich persönlich an dessen Zerstörung bereichern, absolut nachvollziehbar. Und wenn es einigen geistig nicht mehr so mobilen Mitmenschen unangenehm ist, dass diese junge Schwedin ihnen unser aller Mitverantwortung vor die Nase hält, dann sollen sie doch einfach ihren SUV nehmen, ein paar Runden drehen und sich so abreagieren.

Bereits der erste Tag in Davos hat es gezeigt – wer sich von Donald & Co. einlullen lässt, der darf sich nicht beschweren, wenn Gretas Befürchtungen Realität werden. Beruhigend, weil gerecht, ist nur der Umstand, dass wenn sie den Planeten zerstört haben, auch die Täter nicht mehr viel von ihrem angehäuften Reichtum haben werden. Und langsam stellt man sich die Frage, wie es Greta Thunberg eigentlich aushält, permanent die Täter zur Vernunft zu mahnen und zusehen zu müssen, wie diese höflich applaudieren und nicht im Traum daran denken, etwas zu verändern. Man darf gespannt sein, wie die „Klimaskeptiker“ in zehn Jahren erklären werden, warum sie im Jahr 2020 Handeln für überstürzt und überflüssig gehalten haben.

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