30 Jahre Tschernobyl – die Region demonstriert gegen Atomkraft

Um die 4000 Demonstranten protestierten am Sonntag gegen die veralteten Atommeiler in Fessenheim, Beznau und Leibstadt. Der Oberrhein sagt „Atomkraft – nein danke!“

Alleine 2000 Menschen demonstrierten gestern in Breisach - unter anderem mit musikalischer Begleitung der deutsch-französischen HipHopper von "Zweierpasch". Foto: Zweierpasch

(Red) – Man muss es ja heute schon dazu sagen – die Demonstrationen auf 7 Rheinbrücken am Oberrhein verliefen in bester Laune und friedlich. Wobei die Anti-AKW-Demonstrationen am Oberrhein immer friedlich verlaufen, gewalttätige Demonstrationen sind anderen Themen und anderen Orten vorbehalten. Nun ist es aber vorweg gesagt, der Aktionstag am 24. April verlief absolut friedlich. Unfriedlich ist eigentlich nur eines – die Gefahr, die von den drei veralteten Atommeilern in Fessenheim, Beznau und Leibstadt für die ganze Region ausgeht.

30 Jahre nach der Katastrophe von Tschernobyl, 5 Jahre nach der Katastrophe von Fukushima muss man schon ein extremer Optimist sein, um die ständigen Beteuerungen zu glauben, mit denen uns klargemacht werden soll, dass so etwas bei uns nicht passieren kann. Und dass Atomkraft sicher und vor allem unverzichtbar sei.

Dass am Oberrhein seit Jahrzehnten unermüdlich gegen diese Atommeiler demonstriert wird, ist bemerkenswert. Ebenso bemerkenswert wie die Tatsache, dass den Veranstaltern solcher Aktionstage auch nach Jahrzehnten immer wieder etwas Neues einfällt. So wurde dann der „Brückenaktionstag“ trotz durchwachsenen Wetters eine Art trinationales Happening.

Ein breites Bündnis von Umwelt- und Anti-AKW-Gruppen aus Deutschland (Baden-Württemberg), Frankreich (Elsass) und der Schweiz hatte zu diesem Aktionstag aufgerufen, wobei auch zahlreiche Lokal- und Regionalpolitiker von Basel bis zur Europabrücke in Straßburg mit dabei waren.

Kein Blatt nahm in Basel die grüne Regierungsratskandidatin Elisabeth Ackermann vor den Mund: „Im AKW Fessenheim reiht sich Störfall an Störfall, deshalb muss es sofort abgestellt werden.“ Und auch die beiden alten AKWs in der Gegend von Basel fanden keine Fürsprecher so forderte Großrat und Energiespezialist Ruedi Rechsteiner die schweizerische Sicherheitsbehörde ENSI in die Pflicht, endlich ihrer Verantwortung gegenüber der Zivilbevölkerung nachzukommen und die noch dazu unrentablen AKWs stillzulegen.

Es gab Musik, Fahrradtouren, Straßentheater – beim Theater nagte der „Zahn der Zeit“ an einem 2 Meter hohen AKW-Modell. Dabei versuchten Statisten in Axpo- und EDF-Schutzanzügen vergebens, die Löcher im AKW mit viel Geld zu stopfen. Zum Abschluss wurde das Modell-AKW vom „Zahn der Zeit“ komplett zerstört und ging in Rauch auf. Ein Szenario, dass sich hoffentlich genau durch solche Aktionen und den konstanten Druck der Zivilbevölkerung bei den richtigen AKWs noch vermeiden lässt.

In Breisach gab es deutsch-französischen HipHop mit der Band “Zweierpasch” – deren grenzüberschreitender Sound perfekt zu dieser grenzüberschreitenden Demonstration passte, zu der 2000 Menschen aus dem Elsass und aus Baden kamen. Wie schön – die Solidarität am Oberrhein kennt wirklich keine Grenzen mehr!

Und auch, wenn es die Betreiber dieser alten Atomanlagen vermutlich wenig interessiert – es ist wichtig, dass dieser Protest am Oberrhein lebendig bleibt und immer wieder darauf hingewiesen wird, dass wir auf einem Pulverfass sitzen, das bei einem Unfall die gesamte Region am Oberrhein von der Landkarte fegen würde.

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