4 Schafe in der Grundschule

In Lothringen, genauer gesagt im Flecken Voyer, sind 4 Schafe in der örtlichen Grundschule angemeldet worden. Wie es dazu kam, lesen Sie hier.

Die Kinder in Voyer begrüssen ihre neuen Schulkameraden... Foto: Pierre Louis / CC-BY 2.0

(KL) – Eine Klassenstufe der dörflichen, interkommunalen Grundschule im Departement Moselle, in der die Kinder aus den Gemeinden Voyer, Nitting und Hermelange unterrichtet werden, ist akut von der Schließung bedroht. Denn die Schulbehörde fordert 98 angemeldete Schülerinnen und Schüler, doch sind „nur“ 94 für das nächste Schuljahr eingeschrieben. Seltsam, als diese Klassenstufe 2021 eingerichtet wurde, waren nur 90 Kinder angemeldet, was die Schulbehörde damals aber nicht weiter störte. Drei Jahre später sieht es anders aus – obwohl es inzwischen vier Schüler mehr gibt als bei der Eröffnung der Klassenstufe, fehlen jetzt vier Schüler, um die Schulbehörde zufrieden zu stellen, und in ihrem Ärger meldeten die Leute aus den betroffenen Dörfern kurzerhand 4 Schafe für das neue Schuljahr an. 

Der neue Klassensprecher der Klasse 5? Foto: Pierre Louis / CC-BY 2.0

Der neue Klassensprecher der Klasse 5? Foto: Pierre Louis / CC-BY 2.0

Wenn unsere Kinder schon wie Schafe gezählt werden, dann können wir diese Absurdität auch in aller Konsequenz fortführen“, sagen die entnervten Eltern, für die es im ländlichen Raum mit riesigem Aufwand verbunden wäre, ihre Kinder anderswo einzuschulen. Doch da die Schulbehörde so stur wie in Schilda war, und weder auf die Eingaben der Eltern, noch der lokalen Politiker reagierte, beschloss man eben, diese 4 Schafe für das nächste Schuljahr anzumelden. Die neuen „Schüler“ gehören übrigens einem Bauern, dessen Kinder ebenfalls diese Schule besuchen.

Während sich die Geschichte eigentlich nur zum Kopfschütteln und zum Schmunzeln eignet, ist sie für die Betroffenen sehr ernst. Heutzutage ist es im ländlichen Raum alles andere als einfach, die schulische Laufbahn des Nachwuchses zu organisieren und alleine der Schulweg ist für viele Familien eine echte, tägliche Herausforderung. Daher ist diese interkommunale Schule so wichtig und niemand versteht, wie Beamte im staatlichen Schulamt am Schreibtisch solche praxisfernen Entscheidungen treffen. Hintergrund ist vermutlich, dass das Schulamt ein paar der ohnehin kärglichen Lehrergehälter sparen will, nur dass dies eine „Bestrafung“ für die Familien und in erster Linie die Kinder darstellt, scheint man in der Schulverwaltung nicht wahrzunehmen.

Nachdem die Geschichte durch die französischen Medien ging, denn immerhin ist es nicht alltäglich, dass 4 Schafe in einer Schule angemeldet werden, ist man nun in Voyer und den benachbarten Dörfern gespannt, ob die Schulverwaltung ihren Plan tatsächlich in die Praxis trägt oder doch noch einen Rückzieher macht. Dann könnten die Kinder weiterhin in Voyer in die Schule gehen und die 4 Schafe müssten nicht Rechnen, Schreiben und Lesen lernen, sondern könnten es sich wieder auf der Weide gemütlich machen. Und das wäre dann doch das schönste Ergebnis dieses Schildbürgerstreichs der französischen Verwaltung.

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