WTA, ATP, IOC, FIFA…

Das alte Motto „Politik und Sport sollen nicht vermischt werden“ wurde schon vor Jahrzehnten von den Sportverbänden unterlaufen. Jetzt sträubt sich die WTA gegen den Ausschluss russischer und belorussischer Tennisspieler in Wimbledon.

Die WTA will in Wimbledon so tun, als gäbe es keinen Krieg in der Ukraine. Foto: Peter Menzel / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Dass die Organisatoren des prestigereichen Tennisturniers in Wimbledon den Ausschluss russischer und belorussischer Spielerinnen und Spieler für das vom 27. Juni bis zum 10. Juli stattfindende Turnier beschlossen haben, verdient Anerkennung. Denn in Zeiten eines brutalen Angriffskriegs, der die ganze Welt bedroht, kann man nicht einfach sportlichen und anderen Aktivitäten nachgehen, als ob nichts wäre. Dass sich die russischen und belorussischen Sportler zum Thema Ukraine-Krieg bedeckt halten, entweder aus Angst vor Repressalien oder aus Überzeugung, ist zwar nachvollziehbar, doch ist ein Auftritt russischer Sportler auf internationaler Ebene momentan wie die Verhöhnung der Zehntausenden Opfer, die von russischen Soldaten mit belorussischer Unterstützung in der Ukraine ermordet werden. Der Weltverband WTA sieht das ganz anders und droht mit Konsequenzen.

Der Chef der WTA, Steve Simon, denkt nun laut über Sanktionen nach – nicht eetwa gegen russische Sportler oder deren Verbände, sondern gegen die Organisatoren des Turniers in Wimbledon. Dass sich die WTA damit, ebenso wie das IOC (Internationales Olympisches Komitee) oder die FIFA auf die Seite der Verbrecher stellt, scheint inzwischen Standard zu sein.

Offenbar haben die Sportverbände immer noch nicht begriffen, dass die Trennung von Sport und Politik da aufhört, wo man verbrecherischen Regimes die Gelegenheit gibt, sich gegenüber der Weltöffentlichkeit „weiß zu waschen“ und damit ihr Ansehen etwas zu steigern, sei es nur auf innenpolitischer Ebene. Dass nun die Organisatoren von Wimbledon konsequent sind und russische und belorussische Sportlerinnen und Sportler nicht antreten lassen wollen, ist völlig richtig. Man stelle sich vor, dass Sportler aus der Ukraine gegen Vertreter eines Landes antreten müssen, das gerade bei ihnen einen Völkermord begeht – und man stelle sich den Propaganda-Coup vor, sollte der russische Sportler das Spiel gewinnen. Will die WTA Russland wirklich diese Kommunikation spendieren?

Vermutlich geht es wie immer um Geld. Fürchten sich die Verbandsoberen der Tenniswelt vor Klagen oder vor der Absage hoch dotierter Turniere in Russland? Zwar verurteilt WTA-Boss Steve Simon in dürren Worten den russischen Angriff auf die Ukraine, unterstreicht allerdings, dass „noch nie einer Tennisspielerin die Teilnahme an einem Turnier aufgrund von Handlungen ihrer Regierung untersagt worden sei“. Das mag stimmen, aber wie viele Turniere haben bisher unter der Drohung des III. Weltkriegs und im Schatten eines Völkeermords  stattgefunden? Ist dies nicht der Moment, zu dem alle, auch die Sportverbände, eindeutig Stellung beziehen und sich gegen den Kriegsaggressor stellen müssen? Selbst die FIFA hat es geschafft, Russland von der Skandal-WM in Katar auszuschließen und nun will die WTA die russische Propagandamaschine unterstützen?

Das Gegenstück der WTA, die ATP, also die Organisation der männlichen Tennisprofis, äußerte sich ähnlich wie die WTA. Der Ausschluss der russischen und belorussischen Sportlerinnen und Sportler sei unfair und vor allem, man wolle keinen Präzedenzfall schaffen. Da ist es einfacher, Putins Propaganda-Maschine zu unterstützen, Wimbledon abzustrafen und sich, wie so oft, einfach auf die falsche Seite zu stellen…

Momentan und bis zum Ende dieses fürchterlichen Kriegs kann man nicht dort, wo es einem passt, so tun, als wäre Russland ein Land wie jedes andere, während man gleichzeitig Krokodilstränen für die Ukraine vergießt. Und langsam wird es mit den großen Sportverbänden wirklich widerlich. Denn entgegen ihrer hehren Prinzipien trennen diese nicht etwa Sport und Politik, sondern stellen sich systematisch auf die Seite verbrecherischer Regimes. Hauptsache, diese zahlen genug. Bleibt zu hoffen, dass die Wimbledon-Organisatoren nicht vor WTA, ATP und ihren russischen Freunden einknicken, denn dann wäre es eigentlich angebracht, dass sich die anderen Spieler weigern, in Wimbledon anzutreten. Was dann darauf hinauslaufen würde, dass in Wimbledon die russischen und belorussischen Meisterschaften stattfinden. Unter den Fittichen von WTA und ATP.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste