49 ist nicht 9

Die Nachfolgelösung für das höchst erfolgreiche 9-Euro-Ticket des letzten Sommers soll 49 € pro Monat kosten. Und damit geht diese „Lösung“ weit an der Zielgruppe vorbei.

Das gleiche Ticket für 49 € ist für diejenigen, die es wirklich brauchen, schon nicht mehr erschwingllich... Foto: IgorCalzone1 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Der Erfolg des 9-Euro-Tickets im öffentlichen Nahverkehr in den Sommermonaten 2022 war unglaublich. Millionen Menschen nutzten das Angebot in Bussen, Trams und den Zügen des Regionalverkehrs. Endlich erreichte das Konzept „Mobilität“ auch diejenigen, die sich Mobilität normalerweise nicht leisten können. Das Programm war so erfolgeich, dass sich die Politik einig war – es braucht eine Nachfolgeregelung. Um die wurde nun ewig lange gestritten und heraus kommt ein Kompromiss, der sehr politisch ist. Denn er erfüllt lediglich die Kommunikations-Anforderungen der handelnden Politiker, nicht aber das Mobilitäts-Bedürfnis der Menschen im unteren sozialen Bereich.

49 € soll künftig das bundesweit gültige Tïcket für den ÖPNV im Monat kosten. Damit das umgesetzt werden kann, spendiert der Bund 1,5 Milliarden Euro, womit die Finanzierung aber noch nicht gesichert ist. Auch die Länder werden einen finanziellen Beitrag leisten müssen, doch macht das auch Sinn? Bei dieser Preisgestaltung wird das 49-Euro-Ticket überwiegend von Menschen gekauft werden, die gar keine Subventionierung ihrer Mobilität brauchen. Für diejenigen, die jeden Euro zweimal umdrehen müssen, sind 49 € schlicht zu teuer.

Doch momentan haben die Regierungen andere Sorgen als das Mobilitäts-Bedürfnis ihrer Bürgerinnen und Bürger. Was immer an Geldern mobilisiert werden kann, ist für die Aktionäre der Energiekonzerne und der Pharma-Riesen oder den Krieg in der Ukraine bestimmt, denn wenn es den meisten finanziell schlecht geht, so geht es einer Handvoll Personen dafür doppelt so prächtig.

Das 49-Euro-Ticket ist ein einziger Denkfehler. Denn mit 49 € liegt der Preis für die Monatskarte im Bereich dessen, was ein solches Ticket in den meisten Verkehrsbetrieben ohnehin kostet. Warum sollte man dann für diesen Preis auch noch die Nutzung von Regionalzügen und des ÖPNV in anderen Städten und Regionen dazu kaufen?

Einmal mehr zeigt sich, dass die rund 20 % der Bundesbürger, die an der Schwelle zur Armut leben, keine mächtige Lobby haben. Menschen, die von sozialen Leistungen abhängig sind, haben von einem 49-Euro-Ticket überhaupt nichts – mit dem 9-Euro-Ticket gab es dagegen soziale Teilhabe.

Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, warum man Menschen, die über ein ausreichendes Einkommen verfügen, auch noch die Mobilität finanziert, aber gleichzeitig denjenigen, die sich diese Mobilität nicht leisten können, ein Angebot macht, das für sie unerschwinglich ist.

Wenn man bedenkt, dass die Frage eines Nachfolgetickets bereits seit August diskutiert wird, so ist das Ergebnis dieser Diskussionen jämmerlich und zeigt eigentlich nur, wie weit sich die Politik von den Lebensrealitäten der Menschen entfernt hat.

Für Normal- und Besserverdienende muss kein solches „Sozialticket“ verfügbar sein. Stattdessen sollte man ein 0-Euro-Ticket für alle spendieren, die Sozialleistungen beziehen. Aber das ist wohl nur eine Utopie.

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