50 ways to leave your lover…

Es gibt tatsächlich 50+ Arten, wie man sich von seinem Partner trennen kann. Großbritannien hat bisher noch keine gefunden, sich richtig von der EU zu verabschieden...

"It's not goodbye, it's au revoir" - die Geschichte wird zeigen, ob das stimmt... Foto: Jo Leinen (mit herzlichem Dank!)

(KL) – Es waren traurige Szenen gestern Mittag im Brüsseler Parlament, als sich die britischen Abgeordneten verabschiedeten. Die Abgeordneten der Tories und der Brexit Party waren zwar in Champagne-Laune, doch diejenigen britischen Abgeordneten, die gegen diesen so unendlich dämlichen Brexit gekämpft hatten, kämpften gestern auch mit den Tränen.

Bei allem Abschiednehmen und bei allen gegenseitigen Versicherungen, dass dies nur ein schlechter Moment sei und Großbritannien eines Tages wieder in die europäische Familie zurückkehren würde, muss man festhalten, dass dieser Abschied nach wie vor komplett unorganisiert ist. In ihrem nationalistischen Freudentaumel haben die „Brexiteers“ immer noch keinerlei Ahnung, wie es nach ihrem Brexit eigentlich weitergehen soll.

Dies ist das Problem aller neo-nationalistischen Kräfte, die in den letzten Jahren in Europa aus ihren Löchern gekrochen sind – sie können zerstören, aber leider nicht aufbauen. Die nationalistischen Populisten wissen immer nur, was sie nicht wollen, nämlich den aktuellen Status Quo, aber sie haben keinen Schimmer, wie sie diesen Status Quo verbessern wollen. Also beschränken sie sich auf das Zerstören, auf das Verbreiten der Illusion, dass wenn man sie in ihrem zerstörerischen Handeln unterstützt, das Leben besser würde.

Doch noch nie haben Populisten und Nationalisten das Leben ihrer Völker wirklich verbessert, im Gegenteil. Großbritannien hat nun den Weg zurück zur Kleinstaaterei gewählt – nichts anderes ist der Brexit. In einer globalisierten Welt, in der die Staaten versuchen, sich in ihren Kontinental-Organisationen im Konzert der Supermächte China, USA und Russland zu behaupten, ist Großbritannien nur eine kleine Insel in der Nordsee, die weder über Bodenschätze, noch über politischen Einfluss verfügt, sondern sich stattdessen den Weltmacht- und Commonwealth-Phantasien ihrer konservativen Tagträumer hingegeben hat.

Jeder weiß es, niemand möchte es wahrhaben – der Brexit wird auf dem Rücken der schwächsten Mitglieder der britischen Gesellschaft ausgetragen werden. Und es ist logisch, dass wenn die Verschlechterungen der Lebensbedingungen eingetreten sein werden, nicht etwa die Verantwortlichen für den Brexit leiden werden, sondern die Ärmsten und in der Folge, die ganze britische Gesellschaft.

Die Modelle und Szenarien der britischen Regierung für das, was nach dem Brexit passieren wird, sind klar – für die Bevölkerung geht es den Bach ‘runter. Und zwar ziemlich schnell. Genauso schnell, wie sich die Lebensbedingungen der Briten verschlechtern werden, wird die Unzufriedenheit der Bevölkerung steigen und die Unruhen, die dann ausbrechen werden, dürften um einiges heftiger werden als selbst die sozialen Konflikte, die seit November 2018 Frankreich erschüttern.

Dabei neigen die Briten durchaus zu Gewalttätigkeiten, wenn sich ihre Lebensbedingungen verschlechtern. Im Jahr 1780, während der zwei Tage der „Gordon Riots“, die sich zunächst gegen die Katholiken richteten, sich dann aber zu einer Sozialrevolte ausweiteten, wurde London in nur 48 Stunden in Schutt und Asche gelegt. Boris Johnson ist gewarnt – und wenn die Briten auf den Barrikaden stehen und das Vereinte Königreich auseinandergefallen ist, dann sollte ihm kein europäisches Land Asyl gewähren.

Es gibt 50+ Arten, seinen Partner zu verlassen. Schade, dass die Briten nicht eine einzige gefunden haben, die zu etwas anderem als Chaos, sozialem Elend und Leid für das britische Volk führen wird. Es ist und bleibt unglaublich, dass das britische Volk einer Bande Betrüger, Lügner und nationalistischer Protze auf den Leim gegangen ist. Bereiten wir uns also darauf vor, demnächst „Care-Pakete“ für unsere britischen Freunde zu packen…

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