75. Gedenktag der Befreiung vom Nazi-Terror

Heute vor 75 Jahren kapitulierte Nazi-Deutschland und der II. Weltkrieg war zumindest in Europa beendet. 75 Jahre nach diesem Datum tut sich Deutschland immer noch schwer mit diesem 8. Mai.

8. Mai 1945 - Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel unterzeichnet die bedingungslose Kapitulation der Nazi-Verbrecher. Foto: Bundesarchiv, Bild 183-J0422-0600-002 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Anders, als es der auf die Altersdemenz zustrebende Alexander Gauland von der AfD und sicherlich auch einige seiner Parteigenossen sehen, ist der 8. Mai 1945 nicht etwa der Tag der „deutschen Niederlage“ im II. Weltkrieg, sondern ganz im Gegenteil, der Tag des Sieges über den Faschismus, über die Nazi-Verbrecher, die das widerlichste Verbrechen in der Geschichte der Menschheit begangen haben. Am Ende des „1000jährigen Reichs“, das 12 Jahre gedauert hatte, beklagte die Welt rund 60 Millionen Todesopfer, die dem menschenverachtenden Nazi-Wahnsinn rund um den Erdball zum Opfer gefallen waren. Besonders schade ist es, dass es Deutschland auch 75 Jahre nach Kriegsende nicht schafft, diesen Tag als Feiertag zu begehen – dabei muss Deutschland den Alliierten unendlich dankbar sein, von diesem skrupellosen Verbrecherpack befreit worden zu sein.

Gut, in Berlin ist heute, und nur dieses Jahr und heute zum 75. Jahrestag der Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst durch Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, ein Feiertag. Bereits nächstes Jahr wird der 8. Mai wieder kein Feiertag mehr sein und statt gemeinsam das Ende des Naziterrors zu feiern, wird man den Gaulands, Höckes & Co. wieder gestatten, in kruden Faschismus-Fantasien zu schwelgen. In Mecklenburg-Vorpommern ist der 8. Mai seit 2002 ein „Gedenktag“, aber das ist auch nichts Halbes und nichts Ganzes.

Dadurch, dass man den 8. Mai nicht als den „Tag der Befreiung vom Nazi-Terror“ und folglich als Feiertag begeht, gestattet man den wieder zahlreicher werdenden Neonazis die Verklärung des Kriegs, des Holocausts und des Faschismus. Was ist denn bitteschön nicht in Ordnung mit uns? Wie kann man das gewaltsame Ende dieses Terror-Regimes als „Niederlage“ bezeichnen und empfinden? Hätte sich etwa jemand gewünscht, Nazi-Deutschland hätte den Krieg gewonnen und den Horror als „Normalität“ etablieren können?

Es wurden in der Geschichte der Menschheit entsetzliche Verbrechen begangen und das dauert bis heute an. Viel zu häufig kommen zynische Verbrecher an die Macht, zumeist gewählt von verblendeten und manipulierten Völkern, die viel zu spät begreifen, was sie sich da an die Spitze ihrer jeweiligen Länder gewählt haben. Auch Adolf Hitler ist durch Wahlen an die Macht gelangt und der 8. Mai sollte auch in Deutschland ein Feiertag sein, um den herum aktive Gedächtnisarbeit betrieben wird. Es ist ein Tag des Innehaltens, des Nachdenkens, der Trauer um die Millionen und Abermillionen Opfer, ein Tag der Analyse, wie totalitäre Systeme entstehen. Gerade heute, wo sich die Geschichte zu wiederholen droht, muss es endlich möglich sein, diesen vollkommen falschen Begriff der „Niederlage“ zu revidieren.

Am 8. Mai, und daran erinnert sich heute praktisch die ganze Welt im Rahmen eines Feiertags, wurden der Faschismus und der Nazi-Terror besiegt. Es ist hochgradig peinlich, dass dies in Deutschland, ausgerechnet in Deutschland, kein Feiertag ist. Wer heute von einer „Niederlage“ spricht, der verrät, dass er immer noch den kranken Ideen der Nazis nachhängt. Es kann nur eine Forderung für diesen 8. Mai gegen – am 75. Jahrestag der Beendigung dieses Kollektiv-Verbrechens muss endlich auch in Deutschland ein entsprechender Feiertag eingerichtet werden. Es sei denn, man legt es wirklich darauf an, den Neonazis im Land Rückenwind zu geben.

Nach dem II. Weltkrieg hat die Welt Deutschland wieder die Hand hingestreckt. Diese am 8. Mai nicht zu ergreifen, ist eine widerliche Taktlosigkeit. Deutschland muss endlich der Welt zeigen, dass es die Nazizeit überwunden hat. Der 8. Mai ist dafür eine hervorragende Gelegenheit.

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