8. März – der Feiertag der Schande

Diejenigen, die heute großzügig mit Blumen, Pralinen und Sekt die Frauen feiern, haben nichts verstanden. Heute ist nicht „Frauentag“, sondern „Internationaler Tag der Rechte der Frauen“.

Der Kampf um die Gleichstellung von Mann und Frau geht unvermindert weiter. Foto: Mahmut Bozarslan (VOA) / Wikimedia Commons / PD

(KL) – In Berlin wird dieses Jahr erstmals der 8. März, der „Internationale Tag der Rechte der Frauen“ als Feiertag begangen. Das ist gut und schlecht zugleich. Gut, weil damit ein festes Datum daran erinnert, dass die Gleichstellung von Mann und Frau alles andere als erreicht ist, schlecht, weil dieser „Feiertag“ alles andere als ein Tag des Feierns ist. Und dass in Berlin heute nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer die Füße hochlegen können, ist ebenfalls seltsam.

Der Kampf um Gleichberechtigung ist noch gar nicht so alt, gerade mal etwas mehr als 100 Jahre. Die mutigen Vorkämpferinnen, die sich mit klaren Ideen und Forderungen dem muffigen Patriarchat des beginnenden 20. Jahrhunderts entgegen stellten, hießen Clara Zetkin, Rosa Luxemburg, Käte Duncker, Alexandra Kollontaj, um nur diese zu nennen. Die Geschichte ging mit diesen Visionärinnen nicht besonders freundlich um – die meisten Kämpferinnen für die Gleichberechtigung sind in den Tiefen des Vergessens verschwunden, dabei ist ihr Kampf heute ebenso aktuell wie im Jahr 1910, vielleicht sogar aktueller, denn heute ist das Prinzip der Gleichberechtigung gesellschaftlich akzeptiert. Einziges Problem: Sie wird immer noch nicht angewendet.

Wir feiern also heute den „Internationalen Tag der Rechte der Frauen“, wahrlich ein Anlass zum Feiern… laut „Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen für Frauen“ (UNIFEM) erleben in einigen Ländern der Erde bis zu 70 Prozent aller Frauen mindestens einmal im Laufe ihres Lebens physische oder sexuelle Gewalt werden – in der Mehrzahl durch vertraute Partner und im häuslichen Bereich, also dort, wo heute auch die Männer in Berlin mitfeiern dürfen. Der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen, Neudeutsch „Gender Pay Gap“, beträgt in Deutschland 21 %, wie eine Erhebung des Statistischen Bundesamts unter 1,9 Millionen Beschäftigten ergab. Das sind die Realitäten – wir sind von einer Gleichstellung, von gleichen Rechten, von gleicher Behandlung immer noch weit entfernt.

Und irgendwie ist es seltsam, dass ausgerechnet diejenigen, die für diese Zustände sorgen, dafür heute in Berlin mit einem arbeitsfreien Tag belohnt werden. Klar, viele Männer werden sich heute mal zusammennehmen und ihrer Frau oder Freundin ein paar Blumen mitbringen, ein paar Pralinen, vielleicht spendieren sie sogar einen Abend im Restaurant. Und genau darum geht es am 8. März nicht. Das Problem ist nämlich nicht der 8. März, sondern die 364 anderen Tage. Also die Tage, an denen es statt ein paar Blumen eine Portion häusliche Gewalt gibt.

Es ist unglaublich, dass wir alle immer noch solche Phänomene wie das „Gender Pay Gap“ akzeptieren, dass Frauen immer noch keine ausreichenden Anlaufstellen in Notsituationen haben, dass weiter Budgets für Hilfsorganisationen gekürzt werden, die den Opfern dieser Ungleichheit zur Seite stehen. Sich durch einen „Feiertag“ von allem reinzuwaschen, das funktioniert nicht. Letztendlich sollte das ganze Jahr ein 8. März sein, so lange, bis diese Ungleichheiten endlich beseitigt worden sind!

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