Ab heute kosten Covid-Tests (für fast alle) 3 Euro

Ob diese Strategie aufgeht, ist fraglich. Dadurch, dass Covid-Tests für die meisten Menschen kostenpflichtig werden, dürften sich immer weniger Menschen testen lassen.

Die Testzentren wird es auch weiterhin geben - nur muss ab heute für die Tests gezahlt werden. Foto: SteamPunk321 / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(KL) – Das war es dann jetzt mit kostenlosen Covid-Tests, zumindest für die meisten Menschen. Die Kostenfreiheit wird in Deutschland „ausgesetzt“ (was bedeutet, dass sie auch jederzeit wieder aktiviert werden kann) und die Mehrheit der Menschen muss ab sofort für einen Test 3 Euro bezahlen. In sozial belasteten Zeiten, in denen galoppierende Energiepreise und eine enorme Inflation die Menschen zum Sparen zwingen, werden sich viele zweimal überlegen, ob sie sich noch testen lassen. Die ohnehin schon enorme Dunkelziffer an infizierten Personen wird dadurch weiter steigen und die Bewertung der Covid-Lage wird immer weiter erschwert.

Hatte bislang jeder Anspruch auf mindestens einen kostenlosen Schnelltest pro Woche, müssen die meisten ab heute für einen Test bezahlen und das wird logischerweise die Zahl derjenigen weiter senken, die sich testen lassen. Damit verlieren wir immer weiter den Überblick über das pandemische Geschehen. Und das scheint nach wie vor hochaktiv zu sein, wenn man bedenkt, dass rund 40 % der zuletzt durchgeführten Tests positiv sind.

Kostenlos bleiben die Tests nur noch für Personen, die sich aufgrund medizinischer Gründe nicht impfen lassen können, wie beispielsweise Schwangere im ersten Drittel der Schwangerschaft, aber auch Haushaltsangehörige von Infizierten, Bewohner und Besucher von Pflegeheimen, Einrichtungen für Menschen mit Behinderung und Kliniken. Alle anderen müssen dann eben zahlen. Und werden sich weniger oft testen lassen.

Dabei weiß man, dass die Pandemie alles andere als vorbei ist, doch mit den beginnenden Sommerferien interessiert das momentan kaum noch jemanden. Die meisten Schutzmaßnahmen sind europaweit abgeschafft, einen Impfnachweis muss man praktisch nirgends mehr vorweisen, doch die „7. Welle“ durchquert gerade Europa, dieses Mal von West nach Ost. Ob in einer solchen Situation die Kostenpflicht für Tests eine gute Idee ist, sei dahingestellt.

Allerdings muss man ebenfalls festhalten, dass die Lage in den Krankenhäusern momentan gut gemanagt werden kann, es sieht nicht so aus, als sollten die Krankenhäuser in diesem Sommer erneut unter maximalen Druck geraten. Die Frage ist nur, wie sich diese Situation bis zum Herbst entwickelt, nachdem ganz Europa in diesem Sommer in vollen Zügen und an vollen Stränden ein wenig Freiheit genießt.

Auch, wenn die Pandemie unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs ein wenig aus den Schlagzeilen gerutscht ist, wäre es fahrlässig, sie einfach aus dem Blickfeld zu streichen. Doch ist genau das eingetreten, was viele Beobachter bereits seit 2021 sagen – der Schutz vor der Pandemie wird sich auf die individuelle Ebene verlagern. Entweder man schützt sich, oder man schützt sich nicht. Angesichts relativ milder Verläufe des aktuellen Variants BA.5 dürfte allerdings die Bereitschaft der Menschen zu weiteren Schutzmaßnahmen weiter abnehmen und die Kostenpflicht für Schnelltests wird viele Menschen dazu bewegen, sich eben nicht mehr testen zu lassen. Die Quittung dafür dürften wir im Herbst erhalten.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste