Abenteuerurlaub in der Türkei?

Die Stimmung zwischen Ankara und Berlin ist gereizt. Können Erdogan-kritische Deutsche noch sicher in die Türkei fliegen?

OK. Strand an der türkischen Riviera. Aber irgendwie gerade nicht so richtig entspannt. Foto: Fortunato32 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Torsten Schäfer, der Sprecher des Deutschen Reiseverbands (DRV) ist vorsichtig, wenn es um Reiseempfehlungen für die Türkei geht. Und dabei geht es nicht nur darum, dass man auf die Teilnahme an Demonstrationen in der Türkei verzichten sollte (was das Auswärtige Amt schon seit zwei Jahren empfiehlt), sondern es geht um nicht mehr und nicht weniger als die freie Meinungsäußerung. Und die wird, glaubt man den Aussagen des türkischen Innenministers, nicht nur für türkische Staatsangehörige eingeschränkt.

Innenminister Süleyman Soylu hatte gegenüber der türkischen Nachrichtenagentur „Anadolu“ einen ziemlich martialischen Ton angeschlagen. „Da gibt es diejenigen, die in Europa und in Deutschland an Veranstaltungen der Terrororganisation [PKK, Anm. d. Red.] teilnehmen und dann in Antalya, Bodrum und Mugla urlauben.“ Doch für diese Personen hat man in der Türkei „Maßnahmen ergriffen“. Regimekritischen Reisenden kündigte Soylu eine spezielle Behandlung an: „Sollen sie doch herkommen […] – wir nehmen sie fest und auf!“ Das klingt nach den schönsten Wochen des Jahres…

Dass diese Drohung nicht theoretischer Natur ist, wissen etliche deutsche Staatsbürger, die bereits in der Türkei festgenommen wurden, weil sie sich beispielsweise in den Sozialen Netzwerken kritisch zur Politik Erdogans geäußert hatten. Und dennoch verwundern die Aussagen des Innenministers, auch, wenn das türkische Außenministerium versuchte, seine Aussagen zu relativieren, indem es behauptete, Soylu sei falsch zitiert worden.

Angesichts der Abhängigkeit der Türkei von den Tourismus-Einnahmen, die in Spitzenzeiten bis zu 13 % des BIP ausmachten, erscheinen die Aussagen von Soylu wie eine Art wirtschaftlicher Selbstmord. Seit der Ermächtigung Erdogans ist der Tourismus ohnehin stark zurückgegangen und ob der Innenminister mit seinen Drohungen sehr viele Touristen an die türkische Riviera locken wird, ist dann doch fraglich.

Es gibt so viele schöne Urlaubsziele, an denen man ausspannen und das Leben genießen kann. Wer also nicht auf einen unkalkulierbaren Abenteuerurlaub (inkl. Vollpension in einem türkischen Gefängnis) aus ist, der sollte sich überlegen, ob es nicht anderswo entspannter ist, sich an den Strand zu legen… Die Bretagne ist toll, die Nordsee und die die italienische Mittelmeerküste. Der Schwarzwald ist auch nicht schlecht. Und in die Türkei fahren wir wieder, wenn der dortige Albtraum vorbei ist und Leute wie Innenminister Soylu zur Vergangenheit gehören…

2 Kommentare zu Abenteuerurlaub in der Türkei?

  1. HEMMERLÉ Pierre // 8. März 2019 um 17:36 // Antworten

    Gelesen im L’écho de Bamako :

    Strasburger Bürger, Ries and acolytes sollen umbedingt Soylu eine tribune im Zenith aufbringen.
    Erdogan und Mengele befürworten den Show.
    Les habitants

  2. HEMMERLÉ Pierre // 8. März 2019 um 17:40 // Antworten

    Lu dans l’Écho de Bamako

    Les strasbourgeois, Ries and co doivent illico offrir une tribune à Soylu.
    Erdogan et Mengele souscrivent de tout coeur à l’initiative.

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