„Aber auf keinen Fall obligatorisch…“

Eigentlich sollten die Impfungen gegen Covid-19 freiwillig sein. Bleiben sie auch. Auf dem Papier. Ansonsten wird man schon bald ohne Impfpass nicht mehr am „normalen Leben“ teilnehmen können.

Ist das künftig die Eintrittskarte zum sozialen Leben? Foto: Cwmcafit / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Niemand möchte es gewesen sein. Daher gibt es bisher nur wenige Staaten, die ungeniert einen „grünen Impfpass“ eingeführt haben, der als Zutrittsberechtigung für Restaurants, Geschäfte, Verkehrsmittel und Freizeit-Einrichtungen dient. Doch da dieses System nicht sehr lange gutgehen wird, denkt man in vielen Hauptstädten darüber nach, wie man das organisieren kann, ohne selbst die politische Verantwortung für so einen Impfpass zu tragen. Und plötzlich erinnert man sich daran, dass es ja noch so etwas wie die EU gibt – und schon plante die Bundesregierung, mit den Instanzen der EU zu besprechen, on nicht ein europaweiter Impfpass eingeführt werden sollte.

Auslöser für diese Überlegungen war die Entwicklung in Israel, wo inzwischen über 70 % der Bevölkerung geimpft sind. Aufgrund dieser Situation wurden zahlreiche Lockerungen beschlossen, die allerdings nur für geimpfte Menschen gelten. Und plötzlich erinnert man sich in den Hauptstädten wieder daran, dass es die Europäische Union gibt – die anstelle der zögernden Regierungen einen solchen „grünen Impfpass“ wie in Israel einführen könnte. Restaurant-Besuche, Zutritt zu kulturellen Veranstaltungen, Reisemöglichkeiten – all das soll für diejenigen gelten, die sich haben impfen lassen. Da aber solche Regelungen in den meisten Ländern eine Diskriminierung darstellen, will Berlin eine solche Entscheidung lieber der EU überlassen.

Nur – Europa ist nicht Israel. In den meisten europäischen Ländern liegt der Prozentsatz der geimpften Bevölkerung zwischen 3 und 4 % – dieser bislang verschwindenden Minderheit Privilegien zuzugestehen, die dem Rest der Bevölkerung vorenthalten werden, das dürfte für viel Ärger sorgen. Zumal viele impfwillige Menschen noch nicht geimpft werden konnten, weil keine ausreichende Menge Impfdosen vorhanden ist.

Die Taktik ist aber nicht ehrlich. Man kann nicht einerseits sagen, dass die Impfungen nicht obligatorisch sind, gleichzeitig aber alle vom erhofften Neustart des sozialen Lebens ausschließen, die nicht geimpft sind, egal aus welchen Gründen. Denn faktisch entsteht dadurch eben doch eine Impf-Verpflichtung.

Nun soll es also die EU richten. Doch wenn man sieht, was die EU zum Thema dieser Pandemie seit einem Jahr „leistet“, dann ist es schwer daran zu glauben, dass hier eine echte europäische Lösung entwickelt werden kann. Man wird sehen, ob die EU einen solchen „grünen Impfpass“ und damit eine faktische Verpflichtung zum Impfen durchsetzen wird. Allein, es fehlt inzwischen der Glaube…

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