Abschied vom Dirigenten der deutschen Einheit

Der Kapellmeister des Leipziger Gewandhauses Kurt Masur ist tot. Ein großer Künstler, aber auch ein Held der deutschen Wiedervereinigung. Respekt.

Kurt Masur verband wie kaum ein anderer künstlerisches Schaffen und gesellschaftliches Engagement. Foto: Levg / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Kurt Masur ist am Freitag, den 19. Dezember 2015, in den USA gestorben. Er wurde 88 Jahre alt und sein Lebenswerk kann gar nicht genug gewürdigt werden. Nicht nur, dass er an allen wichtigen Bühnen der Welt gearbeitet hat, nicht nur, dass er die wichtigsten Orchester der Welt dirigierte, dazu spielte er eine enorm wichtige Rolle bei der „friedlichen Revolution“ in der DDR, die schließlich zur deutschen Vereinigung 1990 führte.

Musikalisch gehörte Kurt Masur zu den ganz Großen – der immer offen und neugierig war. So existieren von ihm dirigierte Aufnahmen nicht nur von sämtlichen Klavierkonzerten von Mozart (mit Annerose Schmidt) und Beethoven (mit Emil Gilels), sondern auch vom Gesamtwerk von George Gershwin, was die ganze Bandbreite seines musikalischen Schaffens illustriert. Er verehrte Bruckner, Brahms und Liszt, liebte die osteuropäische Klassik von Tschaikowski, Schostakowitsch und Prokofjew und verlieh deren Werken (und denen vieler anderer) eine Leichtigkeit, die nie ins Triviale abglitt.

Masur war aber nicht nur der musikalische Chef des Leipziger Gewandhauses, sondern auch Chefdirigent des New York Philharmonic Orchestra, des London Philharmonic Orchestra und des Orchestre National de France in Paris.

Doch seine wichtigsten Auszeichnungen erhielt Kurt Masur für seine Rolle bei der „friedlichen Revolution“ 1989 in Leipzig. Als die „Montagsdemonstrationen“ in den Städten der damaligen DDR immer lauter wurden, als die Möglichkeit bestand, dass aus den friedlichen Protesten gewaltsamer Widerstand würde (den die DDR-Führung zweifellos mit Gewalt niedergeschlagen hätte),  veröffentlichte Kurt Masur gemeinsam mit sechs weiteren Leipziger Persönlichkeiten den Aufruf „Keine Gewalt!“, der sich sowohl an die Demonstranten, als auch an die SED-Oberen richtete. Seine Präsenz in dieser Zeit des Umbruchs der DDR sorgte mit dafür, dass es nicht zu den befürchteten Kämpfen kam und letztlich die deutsche Vereinigung möglich wurde. Dieses Engagement brachte Masur nicht nur den grenzenlosen Respekt der Deutschen, sondern auch die erste Ehrenbürgerschaft der Stadt Leipzig nach der Wende ein , die ihm bereits am 27. Dezember 1989 verliehen wurde. Zahlreiche weitere Ehrungen müssen hier gar nicht mehr aufgeführt werden.

Ein erfülltes Leben eines großen Künstlers und  gesellschaftlich engagierten Menschen ist zu Ende gegangen und dass sich Kurt Masur nicht darauf beschränkte, seine wunderbare Kunst zu produzieren, sondern dass er seine Bekanntheit dazu einsetzte, einen friedlichen gesellschaftlichen Wandel zu konzertieren, wird den Deutschen in Erinnerung bleiben. Mit einem Gefühl, das sich aufdrängt, wenn man an Kurt Masur denkt: Respekt.

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