Ärger beim Front National: Familienkrach bei den Le Pens…

Blöd für Marine Le Pen und den rechtsextremen Front National - Parteigründer Jean-Marie Le Pen läuft gerade verbal Amok. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Das Kommuniqué, das die Chefin des rechtsextremen Front National gestern veröffentlichte, hatte es in sich. Nachdem ihr Vater Jean-Marie Le Pen nicht nur seine unsäglichen Aussagen, nach denen „die Gaskammern ein Detail der Geschichte waren“ wiederholt hatte und im gleichen Atemzug seine Kandidatur bei den Regionalwahlen im Dezember in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur (PACA) angekündigt hatte, trat Marine Le Pen die Flucht nach vorne an.

„Jean-Marie Le Pen scheint in eine echte Spirale zwischen einer Strategie der verbrannten Erde und dem politischen Selbstmord geraten zu sein“, schrieb Marine Le Pen, „auf Grundlage dieser Situation habe ich Jean-Marie Le Pen informiert, dass ich mich bei der Sitzung des Politbüros am 17. April, bei der die Spitzenkandidaten für die Regionalwahlen festgelegt werden, gegen seine Kandidatur in der Region PACA aussprechen werde“. Harter Tobak für den Herrn Papa.

Doch damit nicht genug. „Ich bin sehr traurig, dass ich mich gezwungen sehe, eine Sondersitzung unseres Exekutivbüros einzuberufen, um in diesem Rahmen zu besprechen, mit welchen Mitteln die politischen Interessen des Front National am besten geschützt werden können“. Denn, so Marine Le Pen weiter, „Sein Status als Ehrenpräsident gibt ihm nicht das Recht, den Front National als Geisel zu nehmen und derart grobe Provokationen auszustoßsen, deren Ziel zu sein scheint mir zu schaden, die aber vor allem, leider, der Bewegung, ihren leitenden Mitarbeitern, ihren Kandidaten, ihren Mitgliedern und ihren Wählern einen schweren Schlag versetzen.” Das wiederum kann nur eines bedeuten – der knorrige und momentan verbal Amok laufende Politikgreis soll aufs Abstellgleis geschoben werden. Denn der Herr Papa läuft gerade Gefahr, die schöne Arbeit der „Normalisierung“ des rechtsextremen Front National zunichte zu machen. Dabei hatte sich Marine so viel Mühe gegeben, so zu tun, als sei der Front National eine Partei wie jede andere…

Armes Frankreich. Bei uns in Deutschland ist das Spitzenpersonal der Parteien, die man früher einmal „Volksparteien“ nannte, die aber inzwischen jeden Bezug zum „Volk“ verloren haben, auch nicht viel besser, aber Frankreich entwickelt sich gerade personell zu einer Art politischer Wüste, in der man für jeden und jede Verständnis haben muss, der nicht mehr wählen geht. Auch wenn das leider völlig falsch ist.

Die PS, mit ihren Topleuten François Hollande und Manuel Valls, die UMP mit ihren jugendlichen Hoffnungsträgern Nicolas Sarkozy und Alain Juppé, der Front National mit der Familie Le Pen, die Grünen, die sich gerade in Luft auflösen – da wird es schwer, mit Überzeugung wählen zu gehen. Im Grunde geht es nur noch um die Wahl des kleineren Übels und angesichts der Positionen des Front National ist vermutlich jede andere politische Formation das geringere Übel. Doch die Zeiten, in denen man wählen ging, weil man sich davon etwas Konkretes versprach, sind eigentlich vorbei. Wohin nur geht Frankreich, wohin nur geht Deutschland, wohin nur geht Europa?