AfD – Alternative für Querdenker und andere Verstörte

Bei ihrem Bundesparteitag in Dresden beschloss die AfD ihr Programm für die Bundestagswahl im Herbst. Die Rechtsextremisten haben jegliche Bodenhaftung verloren.

Manchmal muss man die Dinge beim Namen nennen... Foto: Mutter Erde / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Auf dem Bundesparteitag der AfD hat sich endgültig der „Flügel“ um Björn Höcke durchgesetzt. Das Programm, mit dem die AfD in den Bundestagswahlkampf ziehen will, ist eine wirre Mischung aus Protest gegen alles, ohne dass die rechtsextreme Partei irgendwelche Lösungen für die aktuellen Probleme anzubieten hätte. Ausstieg aus der EU, Einrichtung von permanenten Grenzkontrollen und Bau von Grenzzäunen (mit besten Grüßen von Donald Trump…), Verbot des Familiennachzugs für Flüchtlinge – und vor allem, sofortige Aufhebung aller sanitären Corona-Maßnahmen, um wieder „Normalität“ im Land herzustellen. Die AfD wird mehr und mehr zum parlamentarischen Arm für Querdenker, rechtsextreme Spinner und andere wir-sind-gegen-alles-Wähler.

Mit ihrem Programm wird die AfD rund 10 % der Wähler ansprechen, nicht mehr, aber auch nicht weniger. 10 %, das ist ungefähr der Prozentsatz extremistischer Spinner in fast allen europäischen Ländern und damit auch in Deutschland. Dabei ist die AfD durchaus erfolgreich darin, sich zur Speerspitze der „Querdenker“ zu machen.

Doch ist „Merkel muss weg, Ausländer ‚raus!“ tatsächlich ein Wahlprogramm? - Die Partei der alten Männer, die offenbar immer noch den Traum „Deutschland über alles“ träumen, vertreten durch Parteichefs die, wie Björn Höcke, stolz von sich selbst sagen, dass sie „Faschisten“ sind, hat in den Jahren ihrer parlamentarischen Präsenz nichts Konstruktives auf die Beine gestellt. Das einzige, was die AfD regelmäßig produziert, sind Parteispenden-Skandale, seltsame Auftritte in Russland, bei denen sie die Bundesrepublik als Bananenrepublik präsentiert und das war es dann auch schon.

Wer die AfD wählt, kann heute nicht mehr geltend machen, dass es eine „Protestwahl“ sei. Wer die AfD wählt, stimmt nicht etwa für die „Rückkehr zur Normalität“, sondern für das schrägste, was die deutsche Politik seit den Zeiten produziert hat, als die NPD noch in deutschen Parlamenten saß. Die AfD ist nicht etwa die Partei der Zukunft, sondern die Partei einer düsteren Vergangenheit, von der wir eigentlich gehofft hatten, dass sie überwunden sei.

Die gemäßigteren Kräfte der AfD, insbesondere Parteichef Jörg Meuthen, haben den Zugriff auf die Partei verloren. Diese wird jetzt von Glatzen und anderen Protagonisten bestimmt, deren bisheriger politischer Werdegang hauptsächlich in rechtsextremen und inzwischen weitgehend verbotenen Splittergruppen stattfand.

Zum Glück wird die AfD nicht über den Bodensatz der Wählerschaft hinaus erfolgreich sein – und gerade in Deutschland mit unserer Vergangenheit sollten wir darauf achten, dass diejenigen, die immer weiter den „Dialog“ mit diesen zum Dialog unfähigen Leuten, die AfD nicht weiter als Ansprechpartner hoffähig machen.

Mit ihrem „Programm“ hat sich die AfD erneut unwählbar gemacht und es bleibt die Hoffnung, dass jeder, bis auf ein paar verstörte Extremisten, dies auch versteht. Im Grunde ist es unglaublich, dass im Jahr 2021 eine Partei in Deutschland derartigen Blödsinn erzählen kann. Aber immerhin, dieses „Programm“ ist der Beweis, dass sich die von der AfD so gut vertretenen „Querdenker“ irren – die Meinungsfreiheit in Deutschland ist nicht abgeschafft worden. Denn ansonsten würde man dafür sorgen, dass die AfD, Pegida, „Querdenker“, Reichsbürger und andere seltsame Zeitgenossen ihren Quatsch nicht länger verbreiten dürfen. Das dürfen sie aber, zum Glück, weiterhin in einer funktionierenden Demokratie tun, die entgegen ihrem Gejammer eben doch nicht abgeschafft worden ist…

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