Afrika! Was wäre, wenn wir die Flüchtlinge wären?

Das neue Theaterprojekt der deutsch-französischen Theatertruppe BAAL novo stellt die Realitäten auf den Kopf. Gemeinsam mit Ortenauer Bürgern und Flüchtlingen wird ein neues Stück produziert.

Bei der Vorbesprechung zu "Afrika!" saßen die Teilnehmer noch etwas entfernt voneinander - doch sie werden noch sehr nahe zusammen rücken. Foto: Jennifer Rottstege / BAAL novo

(KL) – BAAL novo ist immer wieder für eine Überraschung gut. Die deutsch-französische Theatertruppe, die mit ihren Stücken immer wieder Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf beiden Ufern des Rheins erreicht, zeichnet sich durch eine enorme Kreativität aus. So auch im neuen Stück „Afrika!“ – das nun mit ungefähr 20 Bürgerinnen und Bürgern aus der Ortenau und Flüchtlingen aus Afrika gemeinsam produziert wird. Die Geschichte ist ebenso einfach wie pfiffig – stellen wir uns einmal vor, Afrika wäre der reiche Kontinent und die Menschen würden sich scharenweise aus einem von Hunger und Krisen geschüttelten Europa auf den Weg nach Afrika machen…

Die Idee zu diesem Stück hatte der umtriebige Regisseur des Theaters, Edzard Schoppmann – und seine Idee fand ein begeistertes Echo beim ersten Vortreffen mit den Laiendarstellern, das am Dienstag dieser Woche stattfand. Dabei hat dieses Theaterstück eine hoch politische Dimension.

Denn es geht, wie eigentlich immer bei BAAL novo, nicht vordergründig um Unterhaltung im weitesten Sinne des Worts, sondern darum, Menschen zum Nachdenken und zum Dialog zu bringen. Daher ist das Projekt, das übrigens vom Innovationsfonds des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg gefördert wird, in drei Phasen aufgeteilt.

In der ersten Phase werden die teilnehmenden Ortenauer Bürger, zusammen mit dem BAAL novo Ensemble, Kontakt zu Menschen in den Flüchtlingsheimen in Offenburg und Gengenbach aufnehmen. Dort werden sie die Geschichten, Träume, Wünsche, Erlebnisse, Erwartungen an und Erfahrungen mit uns Europäern sammeln. Die Erlebnisse der Flüchtlinge in diesen Heimen werden später für die Entwicklung des eigentlichen Stücks genutzt werden.

In Phase zwei werden mit Hilfe von Improvisationsübungen Berichte, Szenen und Erzählungen entstehen, die davon handeln, warum die Europäer aus Europa fortgehen mussten, was sie sich in Afrika erhoffen und wie es ihnen auf der Flucht ergangen ist. Die so entstehenden Szenen und Berichte werden von einem Autor zu einem Theaterstück verdichtet, unter professioneller Regie einstudiert und im Dezember in der dritten Phase im Offenburger Salmen auf die Bühne gebracht.

Auch die so einbezogenen Flüchtlinge werden Rollen in dem Theaterstück übernehmen: Ihnen wird Raum gegeben, sich in ihren Stärken und ihren kulturellen Wertgütern auszudrücken. Sie verkörpern die positiven Aspekte Afrikas, in der Fiktion der die Flüchtlinge aufnehmende Kontinent.

Das ist mal wieder ein auf allen Ebenen großartiges Projekt von BAAL novo! „Afrika!“ vertauscht die Rollen, wirbelt Klischees und Erwartungen durcheinander und führt die Zuschauer zu einem neuen Nachdenken über den Umgang mit Flüchtlingen. Was in Zeiten, in denen einige verstörte Schwachköpfe meinen, sie müssten das Abendland retten, genau der richtige Ansatz ist. Klasse – wir freuen uns heute schon auf das Stück im Dezember!

Weitere Infos zu BAAL novo, diesem Projekt und alten und neuen Produktionen gibt es unter www.baalnovo.com!

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