Alle arbeiten am grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt

Das dfi (Deutsch-Französisches Institut) übergab eine Studie zur grenzüberschreitenden Ausbildung an den BW-Europaminister Friedrich.

Dr. Stefan Seidendorf, Sebastian Riem, Minister Friedrich und Stefan Auer bei der Übergabe der dfi-Studie. Foto: dfi / Seidendorf

(Red) – Am 25. September 2014 übergab Dr. Stefan Seidendorf, stellvertretender Direktor des dfi, die im Auftrag des Staatsministeriums Baden-Württemberg angefertigte Studie zur grenzüberschreitenden Ausbildung an Europaminister Friedrich. 

Bei dieser Übergabe fand auch ein Podiumsgespräch mit den beteiligten Wissenschaftlern in Lahr statt. Der Präsident der IHK Südlicher Oberrhein Dr. Steffen Auer betonte die wachsende Bedeutung des grenzüberschreitenden Austauschs für die mittelständische Wirtschaft.

Im Namen der beteiligten Wissenschaftler, neben Stefan Seidendorf handelt es sich um Sebastian Rihm vom Euro-Institut Kehl sowie David-Alexandre Bonne von der Beratungsgesellschaft StrasbourgConseil, erklärte Seidendorf die Fragestellung der Studie. Ausgehend von der Feststellung, dass trotz vielfältiger administrativer und organisatorischer Erleichterungen die Anzahl grenzüberschreitender Ausbildungs- und Arbeitsverhältnisse immer noch stagniert, stellte sich den Wissenschaftlern die Frage, unter welchen Bedingungen besonders jüngere Berufseinsteiger zum Schritt über die Grenze bereit sind.

Durch die Anwendung einer innovativen Methodik (QCA-Befragung, systematisch-vergleichende Tiefeninterviews und Online-Befragungen) konnten die Wissenschaftler die individuelle Wahrnehmung des Arbeitsmarktes „auf der anderen Seite“ rekonstruieren: „Es geht“, so Seidendorf, „nicht um die Feststellung ‘objektiv existierender Hindernisse’, sondern um die individuelle Wahrnehmung dieser Hindernisse durch bestimmte Individuen.“ Im Laufe der Untersuchung konnten so vier idealtypische Gruppen an Bewerbern entwickelt werden, für die sich unterschiedliche Hürden beim Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt zeigten.

Erfreulich, so Seidendorf weiter, sei der Befund, dass auf beiden Seiten, sowohl bei badischen Unternehmern, wie auch bei französischen Berufseinsteigern, der Idee eines grenzüberschreitenden Arbeitsmarktes eine sehr hohe Akzeptanz und Sympathie entgegen gebracht würde. So seien 81 % der badischen Unternehmen bereit, elsässische Lehrlinge einzustellen, und 75% der als arbeitssuchend gemeldeten elsässischen Arbeitnehmer mit Deutschkenntnissen könnten sich gut vorstellen, in Deutschland zu arbeiten. Dem entspreche jedoch auf der anderen Seite eine sehr große gegenseitige Unkenntnis, sobald es um konkrete Fragen nach Qualifikationen,

Einstellungsmodalitäten, Ausbildungsgängen etc. gehe – und zwar auf beiden Seiten. Gerade im Feld der gut ausgebildeten Bewerber mit ordentlichen Fremdsprachenkenntnissen zeige sich auch eine Erwartungshaltung, die derzeit häufig eher durch Schweizer Unternehmen oder internationale Player bedient würde, als durch die hiesige Wirtschaft.

Es müsste deshalb für die badischen Unternehmer, die den Fachkräftemangel bereits zu spüren bekommen, darum gehen, eine spezifische Einstellungskultur für die elsässischen Bewerber zu entwickeln, die eben keine Arbeitsmigranten seien, wie Seidendorf betonte. Vielmehr haben sie den Anspruch, ihre berufliche Karriere in einer bikulturellen Region als Grenzgänger, in beiden Ländern zu Hause, zu verwirklichen.

Daraus ergibt sich auch die Chance für die rekrutierenden Unternehmen, sich einen spezifischen Standortvorteil im globalen Wettbewerb zu verschaffen, indem sie spezifisch auf den Ausbau der interkulturellen Kompetenz ihrer Mitarbeiter und ihres Unternehmens setzen.

Der baden-württembergische Europaminister Peter Friedrich dankte dem dfi im Namen der Landesregierung für die Durchführung der Studie. Er betonte die Wichtigkeit, die für die Landesregierung die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit der Région Alsace habe und erläuterte besonders die Bedeutung der gemeinsamen Initiativen zur Dynamisierung des grenzüberschreitenden Arbeitsmarktes. Hier sei, so Friedrich, für beide Seiten ein großer Mehrwert zu finden und eine Kooperation dränge sich geradezu auf. Umso wichtiger sei die politische Entwicklung einer funktionierenden grenzüberschreitenden Governance-Struktur, der die Landesregierung hohe Priorität einräume.

Die Studie kann auf Anfrage beim dfi bezogen werden, per Email an: info@dfi.de

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