Alle gegen Hans-Georg Maaßen

Der höchst umstrittene frühere Chef des Verfassungsschutzes Hans-Georg Maaßen erlebt als CDU-Kandidat Seltsames – fast alle rufen dazu auf, für seinen Gegenkandidaten der SPD zu stimmen.

Hans-Georg Maaßen ist das nächste Problem für Armin Laschet... Foto: Bundesministerium des Innern / Sandy Thieme / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0de

(KL) – Kennen Sie den thüringischen SPD-Bundestagskandidaten Frank Ullrich? Nein? Das dürfte sich demnächst ändern. Denn Frank Ullrich tritt gegen Hans-Georg Maaßen an, den früheren Chef des Verfassungsschutzes, der systematisch auf dem ganz rechten Auge blind war und rechtsextreme Übergriffe verharmloste, was ihn letztlich den Job kostete. Nun rufen die Grünen und sogar einzelne CDU-Größen dazu auf, bei der Bundestagswahl für Frank Ullrich zu stimmen, damit die Reizfigur Maaßen nicht per Direktmandat in den Bundestag einziehen kann. So etwas hat man noch nicht oft erlebt.

Frank Ullrich könnte davon profitieren, dass momentan nicht nur die SPD deutlichen Rückenwind hat und voraussichtlich ihre Wählerschaft mobilisieren kann, und auch davon, dass der Geschäftsführer der Grünen Michael Kellner die Grünen-Wählerinnen und Wähler im Wahlkreis Süd-Thüringen auffordert, mit der Erststimme Frank Ullrich zu wählen, um zu verhindern, „dass eine nach Rechtsaußen offene Stimme in den Bundestag einzieht.“

Aber das ist noch nicht alles. Selbst ein Mitglied des CDU-Schattenkabinetts, das bei Armin Laschet „Zukunftsteam“ heißt, nämlich die Bildungsministerin von Schleswig-Holstein Karin Prien, brachte im Fernsehen die Möglichkeit ins Spiel, den Kandidaten Maaßen nicht zu wählen – das war schon fast Wahlwerbung für die SPD.

Dass der wegen seiner unverkennbaren Sympathien für rechtsextreme Positionen höchst umstrittene Maaßen von der CDU in Thüringen zum Kandidaten gekürt wurde, spricht Bände über diesen Landesverband. Als ob das Team Laschet nicht ohnehin schon genug Probleme hätte, kommt mit der „Causa Maaßen“ das nächste Problem hinzu.

Die Tage bis zur Wahl am 26. September verrinnen wie im Flug und langsam stellt sich die Frage, wie Laschet den Trend noch einmal umkehren will. Viele Gelegenheiten hierzu wird er nicht mehr haben und dann könnte das eintreten, was er unbedingt vermeiden will – die Rolle der CDU als „Juniorpartner“ in einer neuen Koalition.

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