Alle Jahre wieder…

… kündigen die Gewerkschaften der Eisenbahngesellschaft SNCF für die kommenden Feiertage Streiks an. Zum 15. Mal in den letzten 20 Jahren. Die Franzosen sind genervt.

Wie viele Franzzosen müssen am 1. Januar so die Heimreise antreten? Foto: André Cros, Archives Municipales de Toulouse / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Sollten Sie während der kommenden Feiertag vorhaben, mit dem Zug durch oder nach Frankreich zu fahren, nach Paris, an die Atlantikküste, ans Mittelmeer oder in die Bretagne, sollten Sie es sich noch einmal überlegen. Es sei denn, Sie stehen auf Improvisation, Abenteuer und ungeplante Entdeckungen. Denn für das Weihnachts-Wochenende und das Sylvester-Wochenende haben mehrere Gewerkschaften Streikankündigungen eingereicht. Dass dabei auch das letzte Ferien-Wochenende betroffen ist, ärgert besonders viele Franzosen.

Es ist schon fast eine „Tradition“. Zu den Feiertagen, wenn die Menschen durchs Land fahren und Familie und Freunde besuchen, streikt irgendjemand bei der französischen Staatsbahn SNCF. Dieses Mal sind es die Kontrolleure. Dies führt zur Ankündigung zahlreicher Zugausfälle, die den Schienenverkehr in Frankreich an den Feiertags-Wochenende im Chaos versinken lassen werden. So empfiehlt die SNCF, nicht nur zu überprüfen, ob der gebuchte TGV fährt oder ausfällt, sondern auch eventuelle Anschlusszüge – und manch einer wird Weihnachten in einem kalten Bahnhof verbringen, irgendwo auf halber Strecke.

Ja, ja, Streiks müssen wehtun, um Wirkung zu erzielen. Aber das, was die Eisenbahner da abziehen, sieht immer mehr nach einem Mißbrauch des Streikrechts aus. Nach drei Krisenjahren, in denen Lockdowns und andere Maßnahmen griffen, mit denen das Reisen schwierig bis unmöglich war, wirkt dieser erneute Streik eher wie eine kollektive Geiselnahme der Franzosen zur Unzeit – und das von einem Berufsstand, in dem die Mitarbeiter mit 55 (!) Jahren in Rente gehen können. Wer streikt, erhofft Solidarität – doch was ist mit der Solidarität der Streikenden mit dem Rest der Bevölkerung?

Mit arbeitenden Mitarbeiter der SNCF können einem leidtun. Denn sie sind es, die damit rechnen müssen, die angestaute Wut verärgerter oder gar gestrandeter Reisender abzubekommen. Denn Verständnis hat in Frankreich kaum noch jemand für solche Streiks, bei denen viele Familien entweder auf die Feiertage verzichten, oder das Risiko eingehen müssen, dass die Kinder nicht rechtzeitig am 2. Januar 2023 wieder in der Schule sind.

Für den Tourismus in Frankreich sind diese Streiks Gift. Denn wer jetzt noch die Möglichkeit dazu hat, wird noch schnell umbuchen und lieber dorthin fahren, wo einem das Reisen nicht zur Qual gemacht wird. Wer es an den Feiertagen trotzdem wagt, mit dem Zug nach Frankreich zu fahren, sollte sich vorher auf der Internet-Site der SNCF informieren (wenn diese gerade einmal nicht überlastet ist). Und vielleicht etwas mehr Reiseproviant mitnehmen als sonst…

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