Allerlei skurrile Kandidaten für die Europawahl

In Frankreich tritt allen Ernstes eine Partei an, die ein „Königreich Frankreich im Herzen Europas“ fordert. Und das im Jahre des Herren 2014...

König Saint Louis wurde sich ein Loch in die Krone freuen, wenn er wüsste, dass es 2014 noch Franzosen gibt, die sich die Monarchie zurück wünschen. Foto: Oakenchips / Louvre Museum / Wikimedia Commons

(KL) – Seltsame Parteien gibt es in allen Ländern. Mit mehr oder weniger Ernsthaftigkeit treten in Ostfrankreich Formationen wie „Die Bürger für den leeren Wahlzettel“ an, bei denen es schwer ist zu verstehen, warum sie leere Stimmzettel an die Macht bringen wollen, oder die Liste „Nein zu Brüssel, Ja zu Frankreich“ aka „Rassemblement Bleu Marine“ aka „Front National“ – aber den Vogel schießt zweifellos die Liste „Für ein Königreich Frankreich im Herzen Europas“ ab.

Sandrine Pico ist die Spitzenkandidatin der politischen Bewegung „France Royale“ (Königliches Frankreich) und man fragt sich, ob sich diese Bewegung nicht im Jahrhundert geirrt hat. Oder im Jahrtausend. Die Website der „Alliance France Royale“ ist unfreiwillig komisch – in gespreiztem Französisch erklärt die 2001 gegründete Alliance, dass man den Franzosen ermöglichen möchte, die Freuden der Monarchie wieder zu entdecken und dass man sich jetzt darauf vorbereiten müsse, die öffentlichen Behörden auf dieses neue (naja…) System einzustellen. Irgendwie klasse.

Die hohe Anzahl der kandidiernden Listen (23 Listen treten an) verrät aber gleichzeitig eine große Zerrissenheit Frankreichs, wenn es um das Thema Europa geht. Seltsamerweise tragen die französischen Listen zum Teil ihr Programm im Namen. So, wie die Liste „Ost Negativwachstum 2014“ oder die Liste mit dem ziemlich langen Namen „Für ein Europa der Arbeiter und der Völker – schicken wir die Sparpolitik und die Regierung zum Walzertanzen“ (wirklich – die heißen so! Liste 6 in Ostfrankreich…) oder auch die Liste mit dem dann wiederum etwas aussageschwachen und kurzen Namen „Die Kraft des Lebens“ (Liste 10).

Dazu kommen natürlich noch die traditionellen Parteien (von denen nach den letzten Wahlen eigentlich keine mehr die Bezeichnung „Volkspartei“ verdient) und jede Menge Listen, bei denen es sich um Abweichler der großen Parteien oder eben einfach kleine Parteien handelt, von denen kaum jemand je gehört hat.

In einem haben die Royalisten natürlich Recht – würde Frankreich wieder die Monarchie einführen, könnte man sich zukünftig solche Wahlen auch gleich schenken. Dann ernennt der neue französische König als Kanzlerin Marine Le Pen und so kann das Königreich Frankreich dann glücklich und zufrieden im Herzen Europas leben, mit Grenzkontrollen, dem französischen Franc und jederzeit bereit, der pro-französischen Minderheit in Belgien und Luxemburg militärisch zu Hilfe zu kommen…

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