Alles andere als „Gangsta-Rapper“…

Die deutsch-französischen Rapper und HipHopper von „Zweierpasch“ veröffentlichen ein düsteres Anti-Waffen-Video… „Panzer Politik Poesie". Einmal mehr ein wichtiger Beitrag zu gesellschaftlichen Debatten.

Eine musikalische Anklage gegen den Waffenhandel - made by Zweierpasch! Foto: © Panoramique Pix mid

(PM/KL) – Die Rap- und HipHop-Band „Zweierpasch“ mischt seit Jahren die Kulturszene am Oberrhein auf, aber nicht nur hier. Ihre Bekanntheit ist längst bundesweit und auch international, seit ihren viel beachteten Konzerten und Workshops in Mali oder auch mitten im ukrainischen Krisengebiet. Dabei haben sich die Zwillinge Felix und Till Neumann immer schon gesellschaftskritisch mit aktuellen Themen beschäftigt – Flüchtlinge, Gewalt, Kriege und Europa. Für viele ist die Band der musikalische Vertreter der deutsch-französischen Realitäten am Oberrhein, nicht zuletzt aufgrund des großartigen Songs „Grenzgänger / Frontaliers“, der inoffiziellen Oberrhein-Hymne. Das aktuelle Video „Panzer Politik Poesie“ beschäftigt sich mit einem Thema, bei dem Deutsche, Franzosen, Amerikaner, Russen, Briten, Niederländer, Chinesen und viele andere beschämt auf den Boden schauen sollten – das Video dreht sich um den Waffenhandel.

Hinterzimmerpolitik. Rüstungsexporte. Tödliche Geschäfte. Das prangern die Rapper von Zweierpasch in ihrem neuen Video an. Den Anti-Waffen-Song „Panzer Politik Poesie” haben sie beklemmend in Szene gesetzt. Mit dramatischem Ende: Alle sieben Musiker sind tot.

Abgekämpft, gefesselt und blutverschmiert sitzen die Künstler in einer abgerockten Tiefgarage irgendwo in Freiburg. Die Drums donnern wie ein Kugelhagel. Zu jedem Schlag brechen die HipHop-Künstler in sich zusammen. Nur ein junges Mädchen taucht noch auf, als es leise wird. Es greift sich die Tatwaffe und verschwindet.

Das Video „Panzer Politik Poesie” der HipHop Band aus Freiburg und Straßburg erscheint am heutigen Donnerstag, 22. Oktober, auf YouTube. Ungewohnt waffenlastig geht es darin zu. Der Grund: Die Friedensaktivisten prangern G36-Deals, Rüstungsindustrie und gefährliche Machtspiele an. Sie nehmen die HörerInnen mit in dunkle Sphären: „Großer Koffer, kleine Scheine, Hinterzimmer, keine Eile, Händeschütteln, gestern laut, heute leise”, rappen die Zwillinge Felix und Till Neumann. Sie nehmen auch die deutsche Politik ins Visier: „Export, Überschuss, Steuergelder, Bundestag, Rendite, Mindestlohn, Afghanistan, SPD, CDU, CSU, AfD, Streichholz, Benzin, Artillerie”.

Der Beat stampft wie die schweren Maschinen einer Waffenfabrik. Bedrohlich drückt der verzerrte Bass in die Magengrube, das wimmernde Piano verkündet Unheil. Deutsche Waffenschmieden wie Heckler & Koch oder Rheinmetall bekommen dazu ihr Fett weg. Genau wie der amerikanische Präsident kurz vor der Wahl: „USA, Donald Trump, grüner Schein, roter Kopf, Kim Yong Un, Säbelrasseln, weiße Fahne, roter Knopf”, heißt es im Staccato-Substantiv-Hagel der preisgekrönten Polit-Poeten.

Auch die Rapper greifen zur Waffe: Sie stehen im Video mit schwarzem Kapuzenpulli ihren Alter Egos gegenüber und beobachten grimmig die Szenerie. Das böse Ich der Grenzgänger? Selbst die fünf weiteren Bandmitglieder schlüpfen in zwielichtige Rollen: Gitarrist Stefan Harth, Drummer Moritz Ulrich, Bassist Michael Holland, Pianist Christian Haber und Saxofonist Valentin Matt mimen fragwürdige Gestalten, die schwarze Koffer gegen schwere Pistolen tauschen, fiese Verträge unterschreiben und schmutzige Deals einfädeln. Klar, dass das irgendwann eskalieren muss.

„Es macht bang bang, alle 14 Minuten“ heißt es im Refrain. Die Rapper beziehen sich dabei auf Schätzungen des RüstungsInformationsBüros (RIB e.V.), dass alle 14 Minuten in der Welt ein Mensch durch eine Kugel aus dem Lauf einer Waffe des baden-württembergischen Rüstungsexporteurs Heckler & Koch stirbt. Die Todesfrequenz des Einsatzes aller deutschen Kriegswaffen dürfte noch deutlich kürzer sein.

Den eindringlichen Appell für Frieden und Abrüstung hat die Waldkircher Kreativschmiede „khri8! more playgrounds.“ in Zusammenarbeit mit „Rudeltier Filmproduktion“ eindrücklich in Szene gesetzt. Unter Regie von Christian Bucher hat das Team in nächtlichen Sessions einen Kurzfilm im Gangster-Movie-Look geschaffen.

Als Partner haben sich Zweierpasch die Kampagne „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!“, die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, „pax christi“ und das RüstungsInformationsBüro mit dem GLOBAL NET – STOP THE ARMS TRADE ins Boot geholt. Auch Deutschlands renommiertester Rüstungsgegner Jürgen Grässlin aus Freiburg steht voll hinter dem Projekt: „Beeindruckend, düster und böse dieses neue Video von Zweierpasch gegen todbringende Rüstungsexporte – die Meister des Todes dürfen sich in Grund und Boden ärgern.“

2017 waren Zweierpasch „Freiburgs Band des Jahres“. 2018 haben sie in Paris die wichtigste deutsch-französische Auszeichnung erhalten: den Adenauer-de-Gaulle-Preis. 2019 erschien ihre LP „Un peu d’Amour“ über Jazzhaus Records. 2020 unterstreichen sie mit den Singles Fake, Farbenrausch und Grenzsprenger ihre Rolle als eine der politischsten Bands der Stunde.

Mehr zu Zweierpasch gibt’s HIER!

Live zu sehen gibt es die Band

- am 13. November in der Zehntscheuer Ravensburg
- am 21. November im Jazzhaus Freiburg (18 Uhr & 20 Uhr)

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