Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat drei…

… denn zu den beiden Enden der normalen Wurst kommt jetzt für 21 Wursthersteller auch noch das „dicke Ende“ dazu. Ihr Kartellprozess geht nun in die Berufung.

Betrug rund um die Bratwurst (in diesem Fall Salsiccia...) - das ist Stoff für einen Krimi... Foto: cyclonebill from Copenhagen, Denmark / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Nach dem Auto ist die Wurst das zweitliebste Kind der Deutschen. Was für ein Schock, als sich 2014 herausstellte, dass die 21 größten Hersteller von Wurstwaren in Deutschland ein illegales Kartell gegründet hatten, Preise absprachen und den Markt unter sich aufteilten. Mit diesen Würstchen sind wir aufgewachsen, die können doch nicht Gegenstand finsterer Machenschaften sein! Doch, können sie. Weswegen die Kartellrichter diese 21 auch zu Strafzahlungen von 338 Millionen Euro verdonnerten. Schade nur, dass ein großer Teil dieser Strafen nie gezahlt werden wird. Denn wir haben nicht nur ein „Wurstkartell“, sondern auch eine gesetzliche „Wurstlücke“.

Dass unsere Bratwurst auf dem Grill oder die Bockwurst neben dem Kartoffelsalat Gegenstand von Betrügereien geworden sind, unvorstellbar. Und dass die ehrenwerten Herren, die diese Würste und Würstchen herstellen, sich zu verbotenen Preis- und Marktabsprachen haben hinreißen lassen – skandalös. Dies und die offensichtlich Jahrzehnte dauernde Absprache erklärt dann auch die ungewöhnliche Höhe der Strafe – die aber nur so lange gewirkt hat, bis findige Köpfe wie der Gelsenkirchener Fußballmäzen Tönnies die „Wurstlücke“ im Gesetz fanden. Diese Konzerne lösten einfach die betreffenden Tochterunternehmen auf, strukturierten ihre Konzerne um, hängten die Würstchenproduktion an einer anderen Firmentochter an und vermieden so die Strafzahlungen. Im Fall von Tönnies ging es dabei um Strafen von deutlich mehr als 100 Millionen Euro…

Dennoch stellt der nun startende Berufungsprozess für die Wursthersteller ein echtes Risiko dar. Denn die Strafe kann in der Berufung nicht nur bestätigt oder gemindert, sondern eben auch erhöht werden. Und genau das könnte gut passieren, denn bereits in der Vorinstanz wurde deutlich, dass die Richter diese Art von Marktbeherrschung überhaupt nicht mögen.

Wurstkartell, Wurstlücke, Gammelfleischskandal, skandalöse Arbeitsbedingungen für osteuropäische Lohnsklaven in der norddeutschen Lebensmittelindustrie – irgendetwas läuft da mächtig schief. Viele Ernährungsforscher regen an, den Fleischkonsum auf einmal pro Woche zu reduzieren. Vielleicht wäre das gar keine schlechte Idee…

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