Als ob nicht alles schon schlimm genug wäre

Mitten hinein in die weltweite Corona-Krise fand im Ort Romans-sur-Isère im Departement Drôme ein Messerattentat mit offenbar terroristischem Hintergrund statt.

Die kleine Stadt Romans-sur-Isère war am Samstag Schauplatz eines terroristischen Anschlags. Foto: Toutaitanous / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Zwei Tote, fünf Verletzte – das ist die schreckliche Bilanz eines Amoklaufs eines Attentäters im beschaulichen Örtchen Romans-sur-Isère im Departement Drôme. Der Attentäter ließ sich nach seinem 15 Minuten dauernden Amoklauf widerstandslos festnehmen und die Behörden haben ein Ermittlungsverfahren wegen „Mord in Zusammenhang mit einem terroristischen Akt“ und „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“ eröffnet – auch, wenn sich die Politik zu dem Hintergrund dieses Attentats noch bedeckt gibt.

Die größte französische Online-Zeitung Mediapart veröffentlichte in der Folge einen Artikel, in dem sie berichtete, dass in den letzten Tagen Unruhe bei den Geheimdiensten geherrscht haben soll, da diese darüber informiert worden waren, dass der „Islamische Staat“ seine Anhänger zu Attentaten aufgerufen habe, zu einem Zeitpunkt, „zu dem alle öffentlichen Ordnungskräfte bis zum Äußersten ausgelastet seien.“

Der terroristische Hintergrund verdichtete sich bereits mehrere Stunden nach der Tat. Bei einer Durchsuchung der Wohnung des 33jährigen Attentäters aus dem Sudan fanden die Ermittler Schreiben, in denen sich der Mann darüber beklagte, „in einem Land voller Ungläubiger“ zu leben. Mehrere weitere Indizien weisen darauf hin, dass dieses Attentat religiös motiviert war.

Frankreich, wie andere europäische Länder, leidet gerade mehr als andere unter dem Coronavirus und diese weltweite Krise für Attentate zu nutzen, zeigt einmal mehr die Geisteshaltung dieser fanatischen Terroristen, deren einziges Ziel Zerstörung, Terror und die Negation des Lebens ist. Aber wo bleiben seit Jahren die Stimmen aus des moslemischen Welt, die ihre Glaubensanhänger aufrufen, diese Terroristen in den Gemeinden zu identifizieren und den Behörden zu übergeben?

Der islamistische Terror hat in mehreren europäischen Ländern nach wie vor ein sicheres Hinterland, logistische Strukturen und die klammheimliche Unterstützung vieler Gemeinden, in Frankreich, Belgien, Deutschland und anderen Ländern. Immer wieder stoßen die Polizeikräfte bei Razzien Auf Waffen- und Sprengstoff-Arsenale und zwar in Wohnsiedlungen, in denen es nur schwer vorstellbar ist, dass die Nachbarn und das Viertel von diesen Aktivitäten nichts mitbekommen. Nach wie vor predigen obskure, radikale Prediger in den Moscheen, ohne dass diese Gemeinden selbst aktiv werden und diese Täter an die Behörden überstellen.

Es reicht nicht, Respekt und eine offene Gesellschaft einzufordern, wenn man gleichzeitig beide Augen vor denjenigen verschließt, die genau diese Gesellschaft auf schändlichste Weise angreifen. Die staatlichen Stellen tun alles in ihrer Macht, um Terrorzellen zu identifizieren und unschädlich zu machen, doch werden die Terroristen angesichts ihres Umfeld zumeist einen Schritt voraus sein.

Bei dem Prozess gegen den Attentäter werden sicherlich wichtige Details ans Tageslicht kommen, doch ist klar, dass wir in dieser ohnehin schon extrem angespannten Situation besonders verwundbar sind.

Und plötzlich denkt man daran, wie die USA, die Türkei und andere die kurdischen Kämpfer verraten haben, die als einzige des „IS“ wirksam bekämpft haben. Was bleibt, ist die Ohnmacht angesichts des Schlimmsten, was ein menschliches Wesen tun kann. Wir stehen dem Terrorismus genau so hilflos gegenüber wie dem Coronavirus und inzwischen weiß man schon gar nicht mehr, in welche Richtung man blicken soll. 2020 ist wirklich ein ganz, ganz schreckliches Jahr.

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