Alstom – Siemens – General Electric: Ist es wahre Liebe?

Die französische Regierung will um jeden Preis den Verkauf von Alstom an den US-Konkurrenten General Electric verhindern. Dann lieber Siemens.

Alle wollen Alstom - doch den Zuschlag wird wohl Siemens im Rahmen eines gemeinsamen Projekts erhalten. Foto: Dezidor / Wikimedia Commons

(KL) – Die französische Gruppe Alstom gehört zu den Großen im Energie- und Transport-Sektor. Über 70 % des Konzernumsatzes stammen aus dem Energiebereich (Anlagenbau, Engineering etc.) und über 20 % des Umsatzes werden im Bereich Transport (Bau von Zügen, Waggons etc.) realisiert. Weltweit beschäftigt Alstom über 93.000 Mitarbeiter und der amerikanische Konzern General Electric (GE) hat es auf den Energiebereich von Alstom abgesehen. Die Transportaktivitäten der französischen Gruppe passen allerdings nicht so richtig ins Portfolio von GE, weswegen man befürchten muss, dass nach einer Übernahme dieser Teil abgetrennt würde. Doch so weit wird es wohl nicht kommen. Denn nach der Verlobung zwischen GE und Alstom wird es nun wohl eher zu einer Heirat Siemens-Alstom kommen.

Inzwischen hat sich die Politik eingeschaltet und Präsident Holland hat persönlich die Chefs der Unternehmen getroffen und mit ihnen gesprochen. Hollande (und auch Angela Merkel) dürfte ein europäischer Großkonzern in diesem Bereich lieber sein als der Zugriff der amerikanischen Energieindustrie auf europäische Strukturen. Denn, so Hollande, es geht um die Rettung eines „nationalen Juwels“.

Arbeitsminister Rebsamen macht sich verständlicherweise Sorgen um die 18.000 Alstom-Arbeitsplätze in Frankreich, zumal GE lediglich die Energiesparte von Alstom übernehmen will.

Für Siemens würde sich die Möglichkeit einer Rückkehr ins Nukleargeschäft eröffnen. Denn durch die Übernahme (und eventuelle Ausgründung in ein eigenes Unternehmen) des Nuklearbereichs von Alstom könnte Siemens eine strategische Kompensation für das momentan stark gefährdete Russland-Geschäft aufmachen. Denn wer weiß, wie sich die Energiepolitik in Europa entwickelt, sollte sich der Konflikt mit Russland weiter verschärfen und das russische Erdgas ausbleiben. In einem solchen Falle wäre es sogar nachvollziehbar, wenn es eine große europäische Lösung gäbe.

In der Vorstellung von Siemens wäre die Arbeitsteilung klar – die Deutschen würden den Energiesektor leiten, Alstom würde federführend das Transportgeschäft übernehmen. Und alle zusammen sollten sie einmal überlegen, ob die Europäer wirklich das „Freihandelsabkommen TTIP“ unterzeichnen wollen – denn sollte der Deal zwischen GE und Alstom platzen und wäre das TTIP bereits in Kraft, könnten die Amerikaner gigantische Entschädigungen vor einem eigenen Schiedsgericht einklagen, dessen Entscheidung nicht anfechtbar wäre.

Im Osten Europas führen die Russen Krieg, der Rest der Welt muss sich den amerikanischen Wirtschaftsattacken widersetzen. Und wie so oft gilt auch hier – nur ein starkes Europa kann europäische Interessen verteidigen. Auch gegen die USA.

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