Am 11. November 1918 war der Horror erst einmal vorbei

Heute feiert die Welt das Ende des I. Weltkriegs. Viel gelernt hat die Menschheit aus den Kriegen des letzten Jahrhunderts allerdings nicht.

In diesem Waggon bei Compiegne unterzeichneten die Deutschen 1918 die Kapitulation . 28 Jahre später rückte der Waggon noch einmal ins Herz der Weltgeschichte. Foto: Wikimedia Commons / PD

(KL) – Bevor ein Krieg ausbricht, hört man lautes Säbelrasseln. Das war so vor dem I. Weltkrieg, als Ultimaten zwischen den verschiedenen Mächten ausgetauscht wurden, die Aufrüstung voran getrieben wurde und man sich gegenseitig bedrohte. Vor dem II, Weltkrieg war das nicht anders. Und wer genau hinhört (naja, so genau hinzuhören ist gar nicht nötig…), der hört heute schon wieder genau die gleichen Töne zwischen den großen Machtblöcken.

Heutzutage muss man allerdings aufpassen, dass man die richtige “Gedächtnisarbeit“ betreibt. Denn sich der Toten der Kriege zu erinnern, das ist nicht nur wichtig, sondern birgt gleichzeitig die Gefahr der nationalen Verklärung. Insofern muss man aufpassen, dass dieses Erinnern nicht in den Ausdruck neuer, nationalistischer Positionen ausufert, denn genau das können die Millionen Opfer der Kriege des letzten Jahrhunderts nicht wollen.

Insofern muss man einmal zwei Staatsmänner loben, die momentan eigentlich nur Gegenwind haben – Francois Hollande und Joachim Gauck. Die beiden erklärten am 3. August auf dem oberelsässischen Hartmanswillerkopf bei der Grundsteinlegung zum dort geplanten “Historial“, dass dies ein Ort einer «gemeinsamen Geschichtsbetrachtung» sein soll – und das ist der richtige Weg. Die Zeiten, in denen man Schuldige für den I. Weltkrieg suchen musste, sind lange vorbei. Heute geht es darum zu verstehen, welche Mechanismen zu Kriegen führen und es wäre nicht schlecht, würde man sich bei dieser Analyse etwas beeilen.

Denn heute, im Jahr 2014, steht der Krieg unmittelbar vor unseren Toren. Der Konflikt um die Ostukraine ist gerade dabei, sich zum “Kalten Krieg 2.0“» auszuweiten, die religiös, sozial und ideologisch motivierte Gewalt hat auch die Städte des Westens erreicht und langsam werden unsere Gesellschaften immer mehr von der Angst regiert. Der Angst vor dem Anderen, vor Not und Elend, vor Arbeitslosigkeit, vor Gewalt, vor Krieg, vor Attentaten – die Liste ist lang. Diesen Kreislauf von Gewalt und Krieg gilt es zu durchbrechen, was nur gemeinsam gelingen kann.

Daher sollten wir alle von diesem 11. November profitieren und gemeinsam mit unseren europäischen Partnern ein lautes “Nie wieder Krieg !”» ausrufen, nie wieder Faschismus, nie wieder Gewalt als Leitmotiv unserer Gesellschaften. So etwas sollte man sich auch unter langjährigen Partnern ab und zu mal sagen…

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