Am 5. März 1981…

… wurde in Freiburg das besetzte alternative Kulturzentrum „Schwarzwaldhof“ geräumt. Niemand konnte damals ahnen, wie sehr dies die Stadt Freiburg verändern würde.

Vor 41 Jahren ging es in Freiburg richtig rund... Foto: Sozialarchiv / Ausschnitt Badische Zeitung

(KL) – Sie rückten im Morgengrauen des 5. März 1981 an, Tausende Polizisten des „Sondereinsatzkommandos“ (SEK) Göppingen, deren Aufgabe es sein sollte, die lebendige alternative Szene Freiburgs mundtot zu machen. So zumindest hatte es sich der damalige Ministerpräsident Lothar Späth vorgestellt, der gerade erst eine „Zero-Tolerance-Politik“ gegenüber der Hausbesetzer-Szene im Ländle verkündet hatte. Zwar konnten die massiven Polizeikräfte den „Schwarzwaldhof“ tatsächlich räumen, doch was danach passierte, damit hatte niemand gerechnet. Denn in der Folge wurde Freiburg zu einer Hochburg der alternativen Kultur, wurde die erste deutsche Großstadt mit einem grünen Bürgermeister und so unglaublich es klingt, einige der damaligen Akteure sind heute noch in der Freiburger Lokalpolitik unterwegs. 41 Jahre nach diesen denkwürdigen Tagen sind die Auswirkungen der 1981er Jugendrevolte in Freiburg immer noch zu sehen und zu spüren.

Lothar Späth hatte sich verrechnet, als er dachte, dass es reichen würde, die Stadt Freiburg zwei Wochen lang durch 4000 aggressive Polizeikräfte belagern zu lassen, um die Hausbesetzer-Szene auszumerzen und die Stadt zu befrieden. Aber Lothar Späth war ein Schwabe und verstand den aufmüpfigen und die Obrigkeit herausfordernden Charakter der Badner nicht.

Nach der Räumung des Schwarzwaldhofs am 5. März 1981, fanden zwei Wochen lang täglich zwei Demonstrationen in der Freiburger Innenstadt statt, an denen sich bis zu 20.000 Menschen beteiligten, denn selbst „Normalbürger“ fanden die staatlichen Reaktionen völlig überzogen und die Brutalität, mit der das SEK damals gegen die Demonstranten vorging, führte zu immer lauter werdende Protesten.

Doch siehe da, anstatt die alternative Szene in Freiburg auszuschalten, wurde diese gestärkt. Nicht nur, dass sich die Stadt gezwungen sah, den Projekten aus dem ehemaligen Schwarzwaldhof Alternativräume anzubieten, dazu entstanden immer mehr neue Projekte, Initiativen, Genossenschaften und andere Organisationsformen. Freiburg wurde immer „alternativer“, Freiburg wurde immer grüner und dass der erste grüne Bürgermeister der Stadt, Dieter Salomon, in seinen jungen Jahren auch mit einer Bierdose in der Hand im „Crash“ zu sehen war, verwunderte in Freiburg niemanden.

Die Art und Weise, wie man seitdem in Freiburg Politik denkt und lebt, hat viel mit den Ereignissen von 1981 zu tun. Kultur, Soziales und neue Herangehensweisen prägen seitdem die Stadt. Die Episode „1981“ zeigt aber auch, dass wenn sich Menschen in der Politik engagieren, dass sie etwas erreichen können. Aus dem beschaulichen, selbstzufriedenen und stramm konservativen Freiburg wurde eine hochmoderne Stadt, in der „neues Denken“ nicht nur einen Platz hat, sondern geradezu erwünscht wird.

Wie jeden 5. März erinnern wir auch dieses Jahr an diesen denkwürdigen Tag, der so viel in Freiburg zum Positiven verändert hat. In Zeiten, in denen man sich politisch komplett hilflos fühlt, ist es gut, sich in Erinnerung zu rufen, dass man auch in der Politik etwas erreichen kann, wenn man entschlossen und mit den richtigen Methoden vorgeht. Engagement, wie in so vielen Lebensbereichen, zahlt sich am Ende eben doch aus… darauf ein Gläschen Champagner!

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