An alle, die zum Boykott der Europawahlen aufrufen

Es gibt verschiedene Gruppen und Gruppierungen, die zum Boykott der Europawahlen aufrufen. Und dabei gar nicht merken, dass sie die unterstützen, die sie am meisten fürchten.

So sehen die Wahlzettel in Luxemburg aus. Wie sie bei uns aussehen, solltet Ihr am Sonntag selber anschauen. Foto: Governement of the Grand-Duchy of Luxemburg / Wikimedia Commons

(KL) – Wer im Internet unter dem Stichwort „Boykott Europawahl 2014 Aufruf“ surft, stößt auf allerlei absonderliche Sites, die dazu aufrufen, es dem „diktatorischen Europa“ einmal richtig zu zeigen, indem man die Wahl boykottiert. Andere Sites fordern listig dazu auf, ungültige Stimmzettel abzugeben. Abgesehen davon, dass die meisten dieser Sites etwas wirr wirken, kann man nur den Kopf schütteln.

Dabei haben einige der Boykottierer eine korrekte Lesart dessen, was in Europa passiert. Wer möchte schon widersprechen, wenn er liest, dass Europa unter einer unseligen Allianz aus Firmenchefs, Technokraten, Politikern und Lobbyisten leidet? Aber die Antwort, Freunde des Boykotts, ist eben nicht der Boykott, sondern das Mitwirken und Verändern.

Boykottieren, das ist Aufgeben. Aufgeben, das bedeutet, den ganz schlimmen Fingern kampflos das Feld zu überlassen, wenn man so einen militärischen Begriff überhaupt im Zusammenhang mit dem Friedensnobelpreisträger EU nutzen darf. Schnallt Ihr denn nicht, dass Europa gerade von einer ganz miesen Welle bedroht wird, die rechtsextreme Kräfte überall lostreten? Bei allem Respekt – habt Ihr sie noch alle, zum Boykott dieser wichtigen Wahl aufzurufen?

Wie schnell extremistische Positionen wieder hoffähig werden, erkennt man doch in Frankreich. Dort macht gerade eine Politikerin einen Durchmarsch, die sich selbst als die neue Jeanne d’Arc Frankreichs sieht und ihr Land vor allen Bedrohungen retten will. Gegen das perfide Albion, gegen die Sarrazenen und gegen die Germanen. Wenn man heute in den Debatten die Kernaussagen dieser Bewegung hört, denkt man unwillkürlich daran, dass es vor 10 oder 15 Jahren noch unmöglich gewesen wäre, öffentlich solche Dinge zu sagen. Der Extremismus kommt schleichend, aber doch schnell. Oder, wie es die große französische Publizistin Françoise Giroud sagte: „So beginnt also der Faschismus. Er sagt niemals seinen Namen, er kriecht, er lässt sich treiben und wenn er sein Gesicht zeigt, dann sagt man: Ist er es wirklich? Glauben Sie? Man sollte doch nicht gleich übertreiben. Und dann, eines Tages, bekommt man ihn in die Schnauze und dann ist es zu spät, ihn wieder loszuwerden.“

Schreibt Euch das mal hinter die Ohren und geht am Wochenende brav wählen, Ihr Boykottaufrufer!

Empfiehlt, mit freundlichen und respektvollen Grüßen, die Redaktion.

2 Kommentare zu An alle, die zum Boykott der Europawahlen aufrufen

  1. Demokratie! Auch ein Nichtwähler ist ein Wähler. Ihr habt offensicht-lich nichts verstanden! EU ein Abendheuer mit Ende offen! Keiner hält sich an Vereinbarungen! Es geht um Transfers um die Gemütlichkeit und Misswirtschaft anderer Länder zu finanzieren. Erster Kandidat nach Grichenland ist Frankreich, die sind praktisch pleite! Italien und andere Länder sezten auf Selbstbestimmung! Rechts? kommt von Rechtsstaat und ist nicht radikal sondern bezieht sich auf Verfassungsrecht!!

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