An der Stopfleber scheiden sich die Geister
Zur Weihnachtszeit kommt das Thema jedes Jahr wieder auf den Tisch – ebenso wie das Produkt, um das es geht. Für die einen ist Stopfleber ein Kulturgut, für die anderen das Ergebnis einer Tierquälerei.
(KL) – Kompromiss zwischen den verschiedenen Standpunkten zum „Foie gras“, der Stopfleber von Gänsen und Enten, wird es kaum geben. Dass die Produktion dieser Delikatesse für die Tiere eine Qual darstellt, steht für Tierschützer au゚er Frage, ebenso wenig wie der Umstand, dass in vielen Ländern, beispielsweise in Frankreich und ganz besonders im Elsass, der „Foie gras“, also die Stopfleber, zum gastronomischen Kulturerbe zählt. Und so kommt es jedes Jahr wieder zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen denen, die „Foie gras“ auf Toast mit Feigenkompott oder Quittengelee für unverzichtbar halten und denjenigen, die gegen die Produktion auf die Barrikaden gehen.
Selbst zur Frage, ob das Stopfen der Gänse und Enten Tierquälerei ist, sind die Ansichten gespalten. Am 16. Februar 2022 nahm das Europäische Parlament einen Bericht an, der besagte, dass das Stopfen keinen Verstoß gegen den Tierschutz darstellt. Dabei ist das Stopfen für die Tiere schon heftig. Fixiert wird ihnen ein Rohr in den Hals geschoben, durch das mit Druck ein Futterbrei läuft, was einerseits zu Verletzungen des Schlunds und zum anderen zu einer krankhaften Leberverfettung führt. Das große Pech für Gänse und Enten besteht darin, dass diese krankhaft verfettete Leber kulinarisch ein Genuß ist.
Während in immer mehr Ländern die Produktion von Stopfleber verboten ist, Handel und Verzehr aber nicht (nur die Schweiz wird demnächst per Votation über ein Einfuhrverbot abstimmen, die 100.000 erforderlichen Unterschriften liegen wohl vor), gehört die Stopfleber in anderen Ländern wie Frankreich, Spanien, Ungarn, Bulgarien und Teilen von Belgien zum geschützten Kulturgut.
Leider gehört das Thema zu denjenigen Themen, zu denen Kompromisse nicht möglich sind. Es gibt keine Technik, mit der man die Leber dieser unglücklichen Vögel schmerzfrei verfetten kann und es gibt wohl auch keine Möglichkeit, Gourmets davon zu überzeugen, diese Delikatesse nicht mehr zu essen. Wahrscheinlich wird es noch lange dauern, bis es eine einheitliche Position zu dieser Frage geben wird. Bis dahin werden die einen begeistert „Foie gras“ essen und den anderen wird alleine schon beim Gedanken daran schlecht werden. So ist es eben manchmal.
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