An Geld mangelt es augenscheinlich nicht…

Infrastruktur, Krankenhäuser, Schulen, Sozialsysteme – überall klemmt es. Aber 100 Milliarden für Waffen und anderes Kriegsgerät, kein Problem. Wir haben jedes Augenmass verloren.

Für alles Wichtige fehlt es an Geld. Nur nicht für Waffen und Krieg, dafür haben wir es dicke... Foto: Keledj777 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Der Bundestag hat entschieden, die Bundesrepublik kauft für 100 Milliarden Euro Waffen ein. Besonders aktiv bei dieser hemmungslosen Aufrüstung sind die Chefs und Cheffinnen der früheren Friedenspartei „Die Grünen / Bündnis90“, die mit Frieden nicht mehr viel am Hut hat, sondern sichtlich erregt von der Perspektive ist, dass die „Ukraine diesen Krieg gewinnt“, wie Außenministerin Annelena Baerbock nicht müde wird zu wiederholen, während ihr Kollege und früherer Friedensaktivist Toni Hofreiter durch die Talkshows läuft und dabei Waffenarten, -Gattungen und deren technische Spezifikationen herunterbetet. Was waren das doch für Zeiten, als die Grünen Friedensdemonstrationen mit Hunderttausenden Teilnehmern organisierten…

Jetzt also 100 Milliarden Euro für die Aufrüstung. Ein hübscher Schluck aus der Pulle für die deutsche Rüstungsindustrie, die sich bereits die Hände reibt. Zwar hat SPD-Chef Klingbeil gemahnt, die Industrie solle jetzt keine „Goldrand-Optionen“ anbieten, sondern sich auf das Nötigste beschränken, aber Hand aufs Herz, wenn die Rüstungsindustrie weiss, dass da gerade 100 Milliarden Euro auf neue Besitzer warten, wird sie dann wirklich die Minimalkonfigurationen anbieten?

Mehr als 70 Jahre lang hat sich Deutschland aus Kriegen zumindest offiziell herausgehalten, was dem Land auch gut zu Gesicht stand, nachdem man im letzten Jahrhundert zwei Weltkriege losgetreten hatte, die rund 100 Millionen Menschenleben gekostet haben. Offensichtlich sind inzwischen vor allem die Grünen der Ansicht, dass 70 Jahre ohne Weltkrieg mehr als genug sind. Jetzt wird wieder gekämpft, gestorben, Hurra! gebrüllt und auch dafür gesorgt, dass deutsche Rüstungsschmieden wieder richtig viel Geld verdienen.

Selbst Selensky räumt inzwischen ein, dass Russland bereits ca. 20 % des ukrainischen Territoriums kontrolliert. Und Frau Baerbock glaubt ernsthaft, dass es reicht, deutsche Waffen in die Ukraine zu schicken, um Putin und seine Truppen innerhalb kürzester Zeit aus der Ukraine zu vertreiben und den Kreml-Zar in die Kniz zu zwingen? Haben ihre Berater ihr nicht gesagt, dass auf der anderen Seite, die es sich gerade in der Ostukraine bequem macht, eine Atommacht steht? Die in dem Moment, in dem sie wirklich in Schwierigkeiten geraten sollte (wonach es momentan nicht aussieht), einfach die Segel streicht? Gibt es in den Berliner Ministerien niemanden, der die russische Mentalität und Seele kennt? Der Mangel an Realismus und die Blauäugigkeit der grünen Kriegstreiber sind beunruhigend.

Und so ist nun die politische Entscheidung getroffen worden, Infrastrukturen, Schulen, Soziales erst einmal hinten anzustellen, denn jetzt will Berlin beim Ukraine-Krieg eine aktive Rolle spielen. Dass man gerade dabei ist, die Szenarien von 1914 unnd 1939 nachzuspielen, das begreift man in Berlin nicht mehr. Denn jetzt ist „Heo Time“, jetzt isst „Kriegsgeschehen“ und wenn in Europa Krieg ist, dann darf Deutschland dabei ja nicht fehlen. Hat sich eigentlich seit 1945 irgendetwas geändert?

1 Kommentar zu An Geld mangelt es augenscheinlich nicht…

  1. Über welche Alternative verfügt die Ukraine zu der aktuellen Durchhaltestrategie? Über welche Alternative vefügt der Westen zur jetzigen Politik? Sobald man auf Putin zugehen wird ohne den Verzicht auf die eingenommenen Gebieten zu verlangen wird der Kremlherrscher sich in seiner militärischen Expansionsstrategie bestätigt fühlen. Dabei spielen 10 oder 20 000 Tote in den eigenen Reihe keine Rolle. Putin denkt in anderen Kategorien als der Westen. Sein Ziel ist ein Grossrussland nach zarischem Muster. Die Ukraine hat in dieser Konstellation einfach keine Daseinsberechtigung. Anders ausgedrückt: Solange Putin das Sagen hat werden werden wir wohl keine normale Beziehungen mehr zu Russland bekommen.

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