Andrej Beloussow, der Kriegs-Techniker

Der neue russische Verteidigungsminister Andrej Beloussow ist kein Militär, sondern Wirtschafts-Wissenschaftler. Genau das macht ihn so gefährlich.

Andrej Beloussow wird den Ukraine-Krieg wie ein industrielles Projekt managen. Foto: government.ru / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Sergej Schoigu, der bisherige Verteidigungsminister Russlands, wurde auf den Posten des Sekretärs des Nationalen Sicherheitsrats weggelobt. Ob das, wie es auf dem Papier aussieht, eine Beförderung oder ein verkappter Rauswurf ist, wird sich erst in einiger Zeit zeigen. Dass der neue Verteidigungsminister Andrej Beloussow nicht etwa ein Militär, sondern ein Wirtschafts-Wissenschaftler ist, macht ihn umso gefährlicher, da mit seiner Ernennung auch die Putin’sche Strategie für den Ukraine-Krieg deutlicher wird – gewinnen wird die Seite, die dauerhaft mit der Verfügbarkeit von Waffen und Munition (und natürlich mobilisierbaren Soldaten) vorne liegt. Und das ist momentan Russland. Beloussows Aufgabe wird es sein dafür zu sorgen, dass das auch so bleibt.

Als Wirtschafts-Wissenschaftler, der im Gegensatz zu Schoigu nicht viel Wert auf Außenwirkung legt, wird Beloussow nicht nur die eigene Waffenproduktion für den Bedarf der Armee optimieren, sondern auch den Nachschub seitens der russischen Partner organisieren, nämlich der BRICS-Staaten, des Irans, Nordkoreas und anderer. Also von denjenigen Ländern, die ein blauäugiger und von der eigenen Propaganda verblendeter Westen im Juni in Luzern davon überzeugen will, so auf Russland einzuwirken, dass Putin seine Armee aus der Ukraine abzieht. Das klingt weniger nach einer Strategie, als nach Pipi Langstrumpf: „Ich mache mir die Welt, so wie sie mir gefällt“…

Schoigu konnte sich immerhin 12 Jahre im Amt halten und zählte zu Putins engsten Vertrauten. Er überlebte politisch sowohl den gescheiterten Angriff im Februar 2022 auf Kiew, er überlebte politisch den Versuch der Wagner-Truppe, nach Moskau zu marschieren. Doch inzwischen hat Putin seine Strategie geändert und auch dafür gibt es Gründe. Während die Hilfen für die Ukraine immer knapper und zögerlicher werden, weil auch dem Westen langsam die finanzielle und militärische Puste ausgeht, erzielt die russische Armee durch massive Angriffe Geländegewinne in nicht unerheblichem Ausmaß. Um diesen Krieg, der sich zur Materialschlacht entwickelt, zu gewinnen, muss sich die russische Armee anders aufstellen und genau hier kommt die Ernennung von Beloussow zum Tragen. Er wird dafür sorgen, dass die materielle Übermacht der Russen nicht ins Stocken gerät und man kann sich ausmalen, was passiert, sollte im November Donald Trump die Wahlen in den USA gewinnen – dann steht die Ukraine noch mehr auf verlorenem Posten als sie das bereits heute tut.

Andrej Beloussow wird diesen Krieg wie ein industrielles Projekt managen und den Generälen an der Front das Material zur Verfügung stellen, das diese anfordern. Standen die Chancen der Ukraine bereits sehr schlecht, so werden sie durch die Ernennung Beloussows noch schlechter. Da nützen auch die abendlichen Ansprachen von Selenskij nicht viel, ebenso wenig wie die Nadelstich-Angriffe auf die russische Infrastruktur, die keinen „Game changer“ darstellen. Und überhaupt, so lange der Westen weiterhin seine eigenen Sanktionen unterläuft und mehr Geld nach Moskau als nach Kiew pumpt, wie es momentan der Fall ist, wird Andrej Beloussow leichtes Spiel haben. Dank der weiterhin massiven Unterstützung des Kremls durch den Westen. Wie schön, dass wenigstens die üblichen Kriegsgewinnler sich auch in diesem Krieg die Taschen füllen können…

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