Angela Merkel – „Uns stehen 10 schwere Wochen bevor!“

Alle, die gehofft hatten, dass Ende Januar der „Lockdown“ beendet werden könnte, müssen sich eines Besseren (oder Schlechteren) belehren lassen… die Pandemie dauert an.

Angela Merkel sagt es deutlich - die Pandemie mit allen ihren Folgen wird uns auf jeden Fall bis mindestens Ostern beschäftigen. Foto: Kremlin.ru / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Seit Beginn der Pandemie versucht Angela Merkel, den Deutschen realistische Einschätzungen der Lage zu geben. Anders als in anderen Ländern, in denen die Regierungen die Bevölkerung nach Strich und Faden belogen haben, um eigene Fehler zu bemänteln, hat die Kanzlerin von Anfang an versucht, transparent mit der Situation umzugehen. So auch jetzt – für Angela Merkel wird die Krise mindestens bis Ostern andauern (Ostern ist dieses Jahr am ersten April-Wochenende) und selbst das ist nicht sicher. Als Beispiel, wohin zu schnelle Lockerungen führen, führte die Kanzlerin das Beispiel Irland an.

Am 25. Januar wollen die Landesfürsten mit der Regierung darüber sprechen, wie es mit dem Lockdown weitergeht und ob dieser zum Monatswechsel gelockert werden kann. Um der Spannung vorzugreifen – vergessen Sie’s! Denn die Kanzlerin kündigt uns „10 schwere Wochen an“, zwischen den neuen Virus-Mutationen, weiter steigenden Zahlen und einer immer weiter in den Keller rutschenden Moral in der Bevölkerung. Warum es keine schnellen Lockerungen geben kann, erklärt die Kanzlerin am Beispiel Irland.

Die Iren hatten nach einem extrem harten Lockdown, in dessen Rahmen die Inzidenz auf unter 35 Fälle / 100.000 Einwohner / Woche gedrückt werden konnte, zu schnell die Maßnahmen gelockert. Ergebnis – innerhalb kürzester Zeit schoss die Inzidenz auf Rekordwerte jenseits der 900 (!) und die Pandemie konnte erneut durchstarten.

Vieles hängt nun davon ab, wie sich die Ausbreitung der britischen Variante des Coronavirus entwickelt. Dass dieses Virus auch auf dem europäischen Festland unterwegs ist, konnte inzwischen zweifelsfrei festgestellt werden.

Angela Merkel hat Recht, klare Ansagen zu machen und diese ständige Salami-Taktik aufzugeben. Maßnahmen für zwei oder drei Wochen zu treffen, wenn man genau weiß, dass die Pandemie bis dahin gar nicht besiegt sein kann, führt dazu, dass die Menschen kaum noch an die offiziellen Aussagen glauben und in der Folge auch beginnen, die sanitären Maßnahmen überall zu umgehen, wo dies möglich ist.

Also Ostern. Und warum immer noch keine europäische Strategie? Wenn es nicht bald einen radikalen neuen Ansatz für eine paneuropäische Strategie gibt, müssen wir uns darauf einstellen, dass auch das ganze Jahr 2021 im Zeichen von SARS-CoV-2 stehen wird.

Die gerade anlaufende Impfkampagne wird die Situation bis Ostern auch nicht entscheidend verändern können, dazu werden in den kommenden 8 bis 10 Wochen nicht genug Menschen geimpft werden können. Doch reicht es auch nicht, uns eine weitere, lange Durststrecke anzukündigen, ohne gleichzeitig Strategien zu verkünden, mit denen diese Situation gemanagt werden kann. Stellen wir uns also darauf ein, dass die ganze Geschichte noch deutlich länger dauern wird als gedacht, freuen wir uns, dass wir eine Kanzlerin haben, die uns wenigstens nicht für dumm verkauft und hoffen wir, dass sich die Verantwortlichen demnächst dazu durchringen, eine europäische Strategie zu entwickeln. Sonst werden wir auch das nächste Weihnachtsfest alleine unter dem Christbaum verbringen…

2 Kommentare zu Angela Merkel – „Uns stehen 10 schwere Wochen bevor!“

  1. Ja, die neue Offenheit der Kanzlerin ist schön. Das wird aber nichts dran ändern, dass mittlerweile viele Menschen diese Hinterzimmer-Hampelei satt haben und und die Maßnahmen umgehen, wo es nur geht. Ein klares Bild bleibt sie schuldig.

    Es ist nicht länger vermittelbar, weshalb Gastronomie und Einzelhandel, die keine Spreader bei guten Maßnahmen sind, derartig lange geschlossen sein sollen. Der Verlust an Existenzen wird langsam unerträglich, der Preis ist zu hoch.

    • Sie haben Recht, dass inzwischen sehr viele Menschen die sanitären Massnahmen nicht (mehr) respektieren. Allerdings hatte Angela Merkel bereits im November über die Eventualität gesprochen, dass diese ganze Geschichte deutlich länger dauern kann als gewollt. Ob es “Hampelei” ist, kann ich nicht beurteilen. Sehr störend finde ich, dass eine klare Linie fehlt und die Landesfürsten mehr oder weniger freihändig entscheiden, was sie von den Massnahmen umsetzen wollen und was nicht. Allerdings bin ich persönlich der Ansicht, dass die nationalen Lösungsansätze in einem Jahr alle gescheitert sind und ich hoffe, dass sich irgendwann die Erkenntnis durchsetzt, dass man eine Pandemie nicht auf nationaler Ebene bekämpfen kann. Einfach die Pandemie für “beherrscht” erklären, wie in Irland, wo man durch einen extrem strikten Lockdown die Inzidenz auf 35 gesenkt hatte, geht auch nicht – seit die Iren wieder alles geöffnet haben, ist die Inzidenz auf der grünen Insel auf über 900 geschossen. Ich schätze, dass die Gastronomie noch sehr lange geschlossen bleibt, beim Einzelhandel bin ich mir nicht so sicher. Wir werden es erleben. Und wir sind natürlich einre Meinung, dass der Preis für diese Pandemie extrem hoch ist. Sie kostet Menschenleben, Existenzen, die Volkswirtschaften und und und…

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