Antisemitismus überall in Europa

Bei den zahlreichen pro-palästinensischen Demonstrationen am Wochenende ging es nicht etwa um den Frieden im Nahen Osten, sondern um den Ausdruck eines tief verwurzelten Antisemitismus.

Ob die kriegerischen Regimes in der Türkei und dem Iran wirklich den Friedensprozess im Nahen Osten unterstützen?... Foto: Bra / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die Bilder der zahlreichen pro-palästinensischen Demonstrationen am Wochenende in ganz Europa und auch auf anderen Kontinenten zeigten es deutlich – es ging bei diesen Demonstrationen nicht etwa um den Frieden im Nahen Osten, sondern darum, den in den Gesellschaften gefährlich tief verwurzelten Antisemitismus in die Welt zu brüllen. Dabei bilden sich höchst seltsame Koalitionen, bei denen man sich fragt, ob die Menschen, die dort demonstrierten, tatsächlich schon einmal etwas von der Geschichte dieser Gebiete gehört haben oder alleine in der Lage sind, den Gaza-Streifen auf einer Landkarte zu lokalisieren.

Die Organisatoren dieser Demonstrationen zeigten sich höchst zufrieden und sprachen in ihren Pressemitteilungen von „schönen, friedlichen Demonstrationen für den Frieden“. Aber ist es wirklich eine Friedensdemonstration, wenn junge Menschen aus den Vorstädten „Allah Akbar“ und „Israel Mörder“ brüllen? Und dabei nicht nur palästinensische, sondern auch iranische, algerische und türkische Fahnen schwenken?

Für die europäischen Linken ist die Sache klar – die Hamas kämpft für die „Befreiung“ Palästinas. Dabei stellt sich sogar die Frage, ob die Hamas überhaupt für die Sache der von Palästinensern bewohnten Gebiete kämpft oder eher für sich selbst und für ihre eigene Positionierung gegenüber der Autonomiebehörde und der ebenfalls als zu lasch betrachteten Fatah. Und während die Bevölkerung in diesen Gebieten Mangel leidet, hat man immerhin, dank der großzügigen Unterstützung des Iran, genügend Mittel, um Tausende Raketen zum Stückpreis von mehreren Tausend Euro auf Israel abzufeuern. Ist das tatsächlich im Sinne der Bevölkerung?

Es ist ein wenig seltsam, wenn Europäer hinter türkischen und iranischen Flaggen „für die Freiheit“ demonstrieren. Bedeutet das, dass die europäischen Linken nun die Regimes von Recep Tayyip Erdogan und der Mullahs in Teheran unterstützen, einschließlich deren mittelalterlichem Weltbild, das unter anderem eine massive Unterdrückung der Frauen beinhaltet?

Die Problematik im Nahen Osten, die seit Gründung des Staats Israel andauert, ist zu komplex, um mit Slogans wie „Free Palestine“ erschöpft behandelt werden zu können. Und wer die Bilder von diesen Demonstrationen am Wochenende gesehen hat, speziell von der (verbotenen) Demonstration in Paris, der sah, dass es den dort versammelten Demonstranten kein bisschen um den Nahen Osten ging, sondern darum, sich mit der Polizei zu prügeln. Die jugendlichen Demonstranten waren gekommen, um Steine und Flaschen auf die Polizisten zu werfen und das Thema „Palästina“ diente lediglich als Vorwand für diese Schlägereien.

Die Gewalt, die im Nahen Osten ausgebrochen ist, hat natürlich mit der Politik von Benjamin Netanjahu zu tun. Nicht nur, dass der Mann keine demokratische Legitimierung für seine provokante Politik hat (er führt kommissarisch die Geschäfte, da er keine Mehrheit für eine neue Koalition hat), dazu kommt, dass die Mehrheit der Israelis schon längst für eine Lösung „Ein Land, zwei Staaten“ ist und sich nichts mehr als Frieden wünscht. Diejenigen, die auf beiden Seiten die militärische Konfrontation suchen, tun dies aus politischen Gründen, um sich aus innenpolitischen Gründen als „starke Männer“ zu präsentieren. Dass sie dabei Menschenleben für ihre eigenen Ambitionen opfern und das Risiko in Kauf nehmen, den begonnenen Friedensprozess zu unterlaufen (die ersten arabischen Staaten haben den Staat Israel bereits anerkannt), ist geradezu kriminell. Und das gilt sowohl für die Hamas als auch für die Regierung Netanjahu.

Dennoch überrascht momentan die Koalition der europäischen Linken mit Regimes wie dem in der Türkei und im Iran. Wer derart kriegerische Regimes unterstützt, dem glaubt man nur schwer, dass es um „Frieden“ geht. Der Iran finanziert seit Jahren den islamistischen Terror, die Türkei mischt sich militärisch in jeden sich bietenden Konflikt ein und führt dabei nach wie vor einen mörderischen Krieg gegen die Kurden (die als einzige den „Islamischen Staat“ ernsthaft bekämpft haben). Wer diese Koalition Iran-Hamas-Türkei unterstützt, dem glaubt man tatsächlich nicht, dass er sich für den Frieden einsetzt. Der Weg zum Frieden führt über Verhandlungen und den sofortigen Stopp von Provokationen und vor allem, der mörderischen Angriffe von beiden Seiten. Aber davon sind wir leider weit entfernt.

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