Arm gegen Reich

Der neue Armutsbericht des Statistischen Bundesamts liest sich angesichts der jüngsten Enthüllungen in den „Paradise Papers“ noch einmal ganz anders. Skandalös.

Die Armut in den Strassen scheint man in der Politik nicht wahr- oder ernstzunehmen. Foto: Marsel Minga / Wikimedia Commons / CCO 1.0

(KL) – Zunächst die nüchternen Zahlen. 16 Millionen Deutsche, 19,7 % der Bevölkerung, sind von sozialer Isolation und Armut bedroht. Die Definition hierfür lautet: „Ist von Armut bedroht, dessen Einkommen unter der Gefährdungsgrenze liegt, wer von erheblichem materiellen Verzicht betroffen ist oder wer in einem Haushalt mit geringer Erwerbstätigkeit lebt. Und seit den „Paradise Papers“ wissen wir, das durchaus genug Geld für mehr soziale Gerechtigkeit da wäre – nur, dieses Geld schlummert auf den Offshore-Konten reicher Privatiers und großer Konzerne.

Was ist das für ein Land, das ein Fünftel seiner Bevölkerung ausgrenzt? Was ist das für ein Land, das einem großen Teil seiner Jugend die Chancen auf eine bessere Zukunft verbaut? Was ist das für ein Land, das einen großen Teil seiner Rentner im Elend vegetieren lässt? Ist das etwa das „Modell Deutschland“?

Sorgen macht die Zahl 3,7 % – das ist der Anteil der Bundesbürger, der nicht mehr in der Lage ist, seine laufenden Rechnungen zu bezahlen. Miete, Kredite, Strom etc. – für diese Menschen ist die Erfüllung der Grundbedürfnisse nicht mehr gewährleistet. Nun klingt 3,7 % nicht gerade viel – aber in absoluten Zahlen ausgedrückt, wissen in Deutschland rund 3 Millionen Menschen nicht mehr, wie sie ein Dach über dem Kopf und im Winter die Heizung bezahlen sollen.

Währenddessen erfreuen sich die Superreichen ihrer Steuerschlupflöcher, in denen das Geld verschwindet, das die Staaten zur Finanzierung ihrer Sozial- und Gesundheitssysteme bräuchten. Niemand sollte mehr mit den Achseln zucken und behaupten, die Kassen wären leer – das Geld, das in diesen Kassen fehlt, befindet sich in europäischen und nicht-europäischen Steuerparadiesen.

Deutschland muss dringend seine Politik überdenken. Eliten fördern ist eine Sache, doch kann es einfach nicht sein, dass die gesamte Gesellschaft nur noch darauf ausgerichtet ist, die Vermögen der Superreichen weiter zu mehren, während ein Fünftel der Bevölkerung abgehängt wird.

Das „Modell Deutschland“ weist nicht etwa Risse auf, sondern es funktioniert einfach nicht. Umdenken und anders handeln, das muss ab sofort die Devise sein.

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