Arme Queen…

Großbritannien zeigt deutliche Auflösungserscheinungen. Und die Queen muss tatenlos zusehen, wie Boris Johnson und ihre eigene Familie das Vereinte Königreich auseinandernehmen.

2022 ist für Queen Elisabeth II. erneut ein "annus horribilis"... Foto: Xmetov / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Als Queen Elisabeth II das Jahr 1992 zu einem „annus horribilis“ erklärte, konnte sie nicht ahnen, was 2022 auf sie zukommen würde. Erst ließen sich ihre Tochter Prinzessin Anne und Mark Phillips scheiden, dann brannte Schloss Windsor und dann kam auch noch die Affâre zwischen Prinz Charles und Camilla Parker-Bowles ans Tageslicht – ziemlich stressig für die Regentin. Doch das waren alles „Peanuts“ im Vergleich dazu, was die Queen in diesem Jahr zu ertragen hat.

Der Brexit muss die Queen heftig belasten. Machtlos muss sie zusehen, wie der Politclown Boris Johnson das Vereinte Königreich demontiert, die Schotten zur Abspaltung treibt und den brüchigen Frieden auf der irischen Insel gefährdet. Dazu stürzt der Brexit ihre Untertanen in eine massive wirtschaftliche Krise, in vielen Geschäften sind die Regale leer und Großbritannien ist politisch und wirtschaftlicher immer isolierter. Das Auseinanderbrechen des Vereinten Königreichs, das aus unerfindlichen Gründen Boris Johnson so am Herzen liegt, hat begonnen. Und die Queen muss feststellen, dass sie es mit einem Regierungschef zu tun hat, der ganz offensichtlich weder die intellektuellen Fähigkeiten, noch das Rückgrat hat, das Land zu managen.

Doch nicht nur das Vereinte Königreich bricht auseinander, auch die „Royal Family“ zeigt Auflösungserscheinungen. Prinz Andrew steht wegen Missbrauchs Minderjähriger in den USA vor Gericht und die Queen musste ihm alle seine Ehrentitel aberkennen, so dass der Herzog von York jetzt eben nicht mehr Herzog von York ist. Wer den Verlauf des Verfahrens in den USA sieht, der muss damit rechnen, dass Prinz Andrew ins Gefängnis kommen könnte, denn seine ungeheuer schwache Verteidigung (der Prinz hatte gehofft, unter eine „Schweigegeld-Klausel“ zu fallen, die der Organisator der kleinen Zusammenkünfte Epstein mit dem Opfer getroffen hatte) klingt eigentlich eher wie ein Geständnis.

Aber damit nicht genug. Jetzt will auch Prinz Harry, der das royale Elternhaus im Streit hinter sich gelassen hatte, auch noch Großbritannien verklagen, damit das Land die Kosten für seine Sicherheit bei Besuchen auf der britischen Insel übernimmt. Ein Prinz, der gegen sein Land klagt, klagt automatisch auch gegen seine eigene Großmutter.

Die Queen kann einem wirklich leidtun. Nicht nur, dass sie in ihrem sehr hohen Alter Ehemann und Freunde verloren hat, es muss sie auch tief im Herzen treffen, dass Großbritannien einen Irrweg eingeschlagen hat, den es partout nicht verlassen will. Eigentlich hätte sie einen deutlich angenehmeren Lebensabend verdient – stattdessen erlebt sie nun ein „annus horribilis 2.0“.

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