Attentate – die Sicherheit zu 100 % wird es nie mehr geben

Nach dem gerade noch verhinderten Anschlag auf den „Thalys“ zwischen Amsterdam und Paris wird immer klarer, dass die Sicherheit in Europa genauso vorbei ist wie anderswo auf der Welt.

Im Thalys Amsterdam - Paris ist es glimpflich ausgegangen - doch die Unsicherheit geht weiter. Foto: The Crunchy Nutter / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Die Reisenden im Hochgeschwindigkeitszug von Amsterdam nach Paris hatten Glück. Das Glück, dass zwei US-Soldaten genau in dem Moment an der Zugtoilette vorbei kamen, als Ayoub B. grade seine Waffen zusammensetzte und lud. Das Glück, dass die beiden Soldaten die dabei entstehenden Geräusche kannten und zuordnen konnten. Das Glück, dass sie mutig und fit genug waren, den Attentäter zu überwältigen, bevor dieser ein Blutbad anrichten konnte. Andere hatten dieses Jahr weniger Glück, wie die Redaktion von „Charlie Hebdo“ – doch die nun schnell eingeleiteten Maßnahmen werden nicht viel bringen. Schon gar keine Sicherheit.

Die letzten Tage waren, weltweit betrachtet, leider ziemlich normal. Nur dass die spektakulärsten Attentate eben nicht wie üblich in Bagdad, Kabul oder Nigeria stattfanden, sondern in Bangkok und in einem Thalys-Zug im Herzen Europas. Die Nachricht, die uns die Attentäter dabei senden, ist eindeutig – „Ihr seid nirgends in Sicherheit“. Und so lange sich die Welt nicht ändert, wird das auch so bleiben. Solange die Welt ausschließlich nach Profit giert, so lange der „Norden“ den „Süden“ ausbeutet und aushungert, so lange wir die Konflikte dieser Welt mit Waffenexporten anheizen, nützen auch die verzweifelten „Sicherheitsmaßnahmen“ nichts.

Ab sofort fahren im „Thalys“ bewaffnete Sicherheitsleute mit. In Frankreich gilt seit Januar immer noch der Anti-Terror-Plan „Vigipirate“ und überall sieht man schwer bewaffnete Soldaten in Dreiergruppen patrouillieren. Doch Anschläge wie in Kaufhäusern, auf belebten Plätzen, in Zügen und anderswo kann diese Militärpräsenz auch nicht verhindern. Es wird nur ein falsches Gefühl der Sicherheit vermittelt, während man weiterhin nicht an den Ursachen arbeitet, die aus dieser Welt ein Pulverfass gemacht haben.

Die Gewalt, die viele von uns nur aus dem Fernsehen kennen, ist längst bei uns angekommen. Wir haben sie in den letzten Jahrzehnten auch mächtig angeheizt, in der Hoffnung, dass sie Europa verschont. Das tut sie aber nicht. Woran auch martialisch auftretende Soldaten nichts ändern werden. Entweder, wir arbeiten daran, dass die Welt gerechter wird, oder wir müssen uns daran gewöhnen, dass es noch viele, viele Anschläge wie im „Thalys“ geben wird. Eigentlich haben wir es in der Hand – wir müssen es tatsächlich nur wollen, dass die Welt ein besserer Ort wird.

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