Auch die französische Bahn hat so ihre Probleme…

Fast jeder siebte Bahnsteig in Frankreich muss umgebaut werden, da die neuen TER-Regionalzüge zu breit sind. SNCF-Chef Guillaume Pépy versteht die Aufregung nicht.

Zu breite Züge? Guillaume Pépy (rechts, mit dem Straßburger OB R. Ries und Präfekt S. Bouillon) versteht den Stress nicht. Foto: © Claude Truong-Ngoc

(WB) – Das klingt zunächst einmal nach Schilda. Da bestellt die französische Staatsbahn neue Regionalzüge und muss dann feststellen, dass diese so breit sind, dass sie nicht an die Bahnsteige fahren können, ohne entweder selbst kaputt zu gehen oder den Bahnsteig zu schrotten. Das Problem betrifft, so Verkehrsminister Frédéric Cuvillier, jeden siebten Bahnsteig in Frankreich – das sind ungefähr 1300 Bahnsteige und die Kosten für den jetzt geplanten Umbau werden auf rund 50 Millionen Euro geschätzt. Sie könnten aber auch deutlich darüber liegen.

Hierzu befragte nun die „Kommission für nachhaltige Entwicklung“ des französischen Parlaments den SNCF-Chef Guillaume Pépy. Der wunderte sich aber vor allem darüber, dass diese Geschichte so hohe Wellen schlug. Er bezeichnete den Vorgang als einen „echten, falschen Skandal“ (was immer das genau sein soll) und beklagte sich, dass seine rund 260.000 Mitarbeiter nun darunter zu leiden hätten, dass da so eine Staatsaffäre entstanden sei.

Und überhaupt, die SNCF könne gar nicht an dieser Entwicklung Schuld sein. Schon eher die Politiker. Denn immerhin waren die es, die Züge für Behinderte, alte Menschen und Familien zugänglicher machen wollten. Und das, so Pépy, würde die SNCF jetzt eben umsetzen. Sollte das etwa heißen, dass die SNCF ohne politischen Druck ihre Infrastruktur behindertenungerecht belassen hätte?

Aber doch, so ein ganz klein bisschen Schuld hatte die SNCF dann doch, auch wenn, wie Pépy unterstrich, die aktuelle Situation das Ergebnis von 150 Jahren Entwicklung war. Denn, so räumte der Bahnchef ein, die Kommunikation mit dem Schienennetzbetreiber RFF sei nicht perfekt gewesen. Und das nimmt man ihm aufs Wort ab.

Dann ist ja alles prima. Niemand hat so richtig Schuld, Konsequenzen müssen keine gezogen werden, immerhin war ja eh schon geplant, SNCF und RFF zusammenzulegen und so fängt die SNCF nun eben an, 1300 Bahnsteige TER-kompatibel umzubauen. Aber vielleicht sollte die SNCF noch ein paar Monate warten. Denn dann steht eine neue Bestellung für die „Corail-Züge“ an und es wäre ja schade, wenn man dann die neuen Bahnsteige gleich wieder umbauen müsste.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste