Auch die jungen Schweizer fühlen sich als Europäer

Eine Studie der Oberrheinkonferenz zeigt es deutlich – die schweizerischen Jugendlichen (18 bis 29 Jahre) in der Grenzregion zwischen der Schweiz, Frankreich und Deutschland sehen sich auch als Europäer.

Wer hätte das gedacht? Die jungen Europäer am Oberrhein fühlen sich als Europäer. Na dann... Foto: Ggobeil22 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die Schweiz, das ist bekannt, ist kein EU-Mitglied. Und dennoch – in der Grenzregion zwischen der Nordwest-Schweiz, Frankreich und Deutschland, fühlen sich die jungen Schweizer zwischen 18 und 29 Jahren auch als Europäer, wie eine von der Oberrheinkonferenz in Auftrag gegebene Studie zeigt. Das ist erfreulich, aber auch nicht ganz neu – bereits 2006 kam eine von der Fondation Entente Franco-Allemande (FEFA) in Auftrag gegebene SOFRES-Umfrage zu genau dem gleichen Ergebnis.

Sie wollten „der Jugend eine Stimme geben“, so das Motto der Studie, die von der Basler Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann und der französischen Regionalrätin Claudine Ganter, die auch Präsidentin des Oberrheinrats ist, in ihren Ergebnissen vorgestellt wurde. Im Auftrag der Oberrheinkonferenz hatte das Markt- und Sozialforschungsinstitut „gfs-zürich“ 1403 junge Menschen am Oberrhein (18 bis 29 Jahre, in allen drei Ländern) befragt, wie sie zu den Fragen einer grenzübergreifenden Region stehen.

Die Erkenntnis – die jungen Menschen stehen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit interessiert und offen gegenüber und nutzen die verschiedenen Angebote, ohne sich große Fragen zu stellen. Und sie fühlen sich alle als Europäer. Das allerdings ist für die „Erasmus-Generation“ wenig verwunderlich und man muss sich die Frage stellen, wofür diese durchaus kostenintensiven Studien und die zahlreichen Organisationen der grenzübergreifenden Zusammenarbeit eigentlich wirklich gut sind – als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Beamte, Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes und dazugehörige Dienstleister?

Um ehrlich zu sein, hat diese neuerliche Studie keine bedeutend neuen Ergebnisse als diejenige aus dem Jahr 2006 ergeben – bereits damals sprachen sich generationsübergreifend 96 % der Befragten für einen Ausbau der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit aus. Auch damals erklärten die Verantwortlichen, dass man dies als Auftrag sehen müsse, die Menschen aus allen Sozial- und Altersschichten stärker in diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit einzubinden. Am Oberrhein also nichts Neues, möchte man anmerken.

Nur – in der Regel folgt auf diese Umfragen, Sitzungsreihen, Bürgertreffen nicht viel Konkretes. Der eine oder andere mag sich an die großen Bürgerkonvente zum Start der Trinationalen Metropolregion Oberrhein (TMO) erinnern, als für Hunderttausende Euro entlang des Oberrheins Konferenzen mit Bürgerinnen und Bürgern und Politikern organisiert wurden, um der gerade aus der Taufe gehobenen TMO die richtige Ausrichtung zu geben. Speziell der „Pfeiler Zivilgesellschaft“, schlauerweise bei der Staatskanzlei Mainz (!) angesiedelt, also weit entfernt vom Oberrhein, sollte eine bürgernahe Orientierung erhalten. Nach Abschluss der sechs Konferenzen passierte – nichts. Aber schön, dass man mal drüber geredet hatte.

Niemand spricht den Verwaltungen am Oberrhein den guten Willen ab. Doch das Ärgerliche an solchen Studien, Konferenzen und Seminaren ist, dass diese zu einer Zeit stattfinden, in der immer mehr zivilgesellschaftlichen Strukturen, Vereinen, Verbänden oder Initiativen der Geldhahn unter dem Hinweis abgedreht wird, dass eben kein Geld da sein. Doch es ist ausreichend Geld da, um Parallelstrukturen wie TMO, Oberrheinkonferenz, Oberrheinrat, Eurodistrikten, entsprechende Abteilungen in allen Verwaltungen zu finanzieren, um endlose Debatten zu organisieren und externe Dienstleister mit der Durchführung solcher Studien zu beauftragen, obwohl es das hier ermittelte Datenmaterial seit Jahren gibt, ohne dass es je genutzt worden wäre.

Ja, die Studie ergab, dass es Sinn machen würde, junge Menschen stärker in die Prozesse am Oberrhein einzubinden. Ja, die Studie ergab, dass es Sinn machen würde, die Zivilgesellschaft beim Aufbau dieser Oberrheinregion zu stärken. Ja, die Studie ergab, dass sich die Menschen am Oberrhein einen Ausbau dieser grenzüberschreitenden Zusammenarbeit wünschen. Ja, die Studie ergab, dass dies eine Mission für die Politik ist. Und da jetzt kein Geld mehr da ist, müssen wir wahrscheinlich bis zum Jahr 2032 warten, wenn dann für viel Geld eine neue Studie angefertigt wird, die dann bestätigt, dass sich die Menschen am Oberrhein mehr Oberrhein wünschen. Und wie wäre es, wenn mehr gehandelt als geredet würde?

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