Auch eine Art Valentinstag-Meldung

Nach der Erkrankung seiner Frau Gerlinde wird Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Wahlkampf kürzer treten. Hut ab vor einem Politiker, der echte Werte lebt und verkörpert.

Um seiner Frau Gerlinde beizustehen, wird Winfried Kretschmann im Wahlkampf kürzer treten. Foto: Boris Pasek / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Unwillkürlich denkt man an Politiker wie Franz Müntefering, der aus hohen Ämtern zurücktrat, um seine erkrankte Ehefrau zu pflegen. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann macht es nun ähnlich – er wird im Wahlkampf deutlich kürzer treten, um seiner Frau Gerlinde beizustehen, die an Krebs erkrankt ist. Das ist bemerkenswert und verdient Respekt.

Der Beliebtheit Kretschmanns im Ländle wird dies keinen Abbruch tun, ganz im Gegenteil. In den letzten Umfragen zeigten sich bis zu 60 % der Befragten zufrieden mit seiner Arbeit während des nun auslaufenden Mandats und seine Chancen auf eine Wiederwahl am 14. März stehen hoch. Dass sich Kretschmann mit seinen 72 Jahren nun ein wenig aus dem Wahlkampf zurückzieht, das ist völlig nachvollziehbar und stellt einen Kontrast zu denjenigen Postenjägern dar, die alles ihrer Karriere unterordnen.

„Ich werde in der schwierigen Lage für das Land meine Arbeit als Ministerpräsident weiterhin mit vollem Einsatz fortführen“, ließ Kretschmann erklären und niemand zweifelt daran, dass der „Landesvater“ dies auch weiterhin in seiner ruhigen und unaufgeregten Art tun wird. Wie immer man auch zu Winfried Kretschmann stehen mag, seine Entscheidung für seine Familie und gegen einen hektischen Wahlkampf ist verständlich und geradezu ermutigend. Denn offenbar gibt es das noch – ein Politiker, der mit beiden Beinen in der Verantwortung steht und dennoch die richtigen Lebensprioritäten setzt.

Solidarität erfuhr Kretschmann von allen Seiten der Politik, nicht nur seitens aller Fraktionen im Stuttgarter Landtag, sondern auch von Angela Merkel. Begleitet von den besten Wünschen für seine Frau, erklärten alle Fraktionsspitzen unisono ihr Verständnis für Kretschmanns Entscheidung. Diese Art des Umgangs miteinander ist erfreulich und wohltuend – ein gutes Zeichen für die Kultur eines menschlichen Umgangs miteinander in der politischen Landschaft Baden-Württembergs. In Zeiten wie diesen ist das keine Selbstverständlichkeit.

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