Aufzucht und Hege der Gemeinen Beutelratte

Es leben nur noch wenige Exemplare der Gemeinen Beutelratte in freier Wildbahn. Doch gelegentlich kann man sie doch treffen – zum Beispiel am Tag der Offenen Tür im Europäischen Parlament.

Wenn die Jagd nach Gadgets sportliche Dimensionen erreicht... Foto: Eurojournalist.eu / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Normalerweise ist die Gemeine Beutelratte selten in freier Wildbahn anzutreffen. Sie lebt zurückgezogen und die Wissenschaft weiss nur wenig über ihr Migrations-, Paarungs- und Sozialverhalten. Das ist wenig verwunderlich, denn es gibt nur wenige Gelegenheiten, um das Verhalten der Gemeinen Beutelratte zu studieren. Eine dieser Gelegenheiten ist der Tag der Offenen Tür im Europäischen Parlament – zu dieser Gelegenheit locken sowohl die politischen Fraktionen als auch zahlreiche andere europäische Institutionen und Agenturen die Gemeine Beutelratte aus ihrem Bau.

Es gibt in der Tat nur eine Möglichkeit, die Gemeine Beutelratte anzulocken – Gadgets. Gadgets sind die Nahrung der Gemeinen Beutelratte, wobei es weniger auf die Beschaffenheit dieser Gadgets ankommt als vielmehr auf das Vorhandensein: Gibt es Gadgets, gibt es Beutelratten.

Dabei gibt es Parallelen zwischen der Gemeinen Beutelratte und anderen Nagern – nämlich die Fähigkeit, große Vorräte anzulegen. Zwar fehlen der Gemeinen Beutelratte die geräumigen Backentaschen beispielsweise des Hamsters, doch dieses Manko hat sie durch eine evolutionäre Meisterleistung kompensiert – sie nutzt vom Menschen produzierte Plastiktragetaschen. In diese stopft sie ziemlich wahllos ihr Grundnahrungsmittel, die Gadgets.

Angesichts zahlreicher Fressfeinde hat die Gemeine Beutelratte eine sehr wirkungsvolle Strategie entwickelt. Statt wertvolle Zeit mit der Auswahl der Gadgets zu verlieren, greift sie wahllos zu und erst nach der Rückkehr in ihren Bau wählt sie aus, was von den Gadgets brauchbar ist und was nicht.

Einmal mehr stellten die Wissenschaftler am Tag der Offenen Tür im Europäischen Parlament fest, dass die Gemeine Beutelratte ein ausgeprägtes Sozialverhalten an den Tag legt. So zeigen die älteren Exemplare ihrem Nachwuchs die Sammeltechniken und geben die selbst erworbenen Fähigkeiten an die kommenden Generationen weiter.

Dabei leistet die Gemeine Beutelratte Erstaunliches. Nicht nur, dass sie mühelos ein Mehrfaches des eigenen Körpergewichts tragen kann, dazu hat sie auch den „Süd-Südwest-Blick“ entwickelt. Bei Sammeln von Nahrung ist dieser Blick im optimalen Winkel auf die Höhe von Präsentiertischen gerichtet, wo die Gemeine Beutelratte in Sekundenbruchteilen sammelbare Gadets erkennen kann, was eine Art Greifreflex auslöst, den man erst in der Zeitlupe richtig erkennt, so schnell funktioniert er.

Im Sinne der Biodiversität sorgen die Aussteller bei Gelegenheiten wie dem Tag der Offenen Tür des Europäischen Parlaments dafür, dass die Gemeine Beutelratte nicht ausstirbt. Dafür muss man dankbar sein. Und Hand aufs Herz – Gelegenheiten zum inhaltlichen Austausch mit dem Rest der Bevölkerung gibt es ja ohnehin reichlich. Insofern freuen wir uns jetzt schon auf die Europamesse im September in Straßburg und natürlich auch auf den nächsten Tag der Offenen Tür im Europäischen Parlament. Im Laufe der Jahre wird es so gelingen, mehr wissenschaftliche Erkenntnisse über die Gemeine Beutelratte zu sammeln.

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