Australien kappt Kindern den Zugang zu Sozialen Netzwerken
Es ist weltweit das erste Gesetz seiner Art - Australien verbietet ab nächstem Jahr Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren den Zugang zu Sozialen Medien.
(KL) – Laut einer Studie des SPIEGEL verbringen Jugendliche im Durchschnitt 71,5 Stunden pro Woche online. Das bedeutet, dass sie fast permanent online sind und in Australien ist man der Ansicht, dass sich dies zu einer sozialen Behinderung entwickeln kann. Auf Initiative von Regierungschef Anthony Albanese haben das australische Parlament und der Senat ein Gesetz verabschiedet, das in einem Jahr den Zugang von Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren zu den Sozialen Netzwerken verbietet. Allerdings ist noch nicht ganz klar, wie das technisch realisiert werden kann.
Für Premierminister Anthony Albanese sind Instagram, Tiktok oder Snapchat Netzwerke, die Kinder und Jugendliche von echten Freunden und Erfahrungen fernhalten. „Ich will, dass Kinder eine Kindheit haben“, erklärte der Regierungschef. Und offenbar teilt fast die ganze australische Politik diesen Standpunkt, denn das neue Gesetz wurde bei nur 19 Gegenstimmen angenommen.
Die Anbieter der Sozialen Netzwerke haben nun ein Jahr lang Zeit, die technische Umsetzung dieses Gesetzes vorzubereiten. Sollten sie gegen dieses Gesetz verstoßen, müssen sie mit Strafen von bis zu 50 Millionen australischer Dollar rechnen (ca. 30 Millionen €).
Altersbegrenzungen gibt es zwar bereits für viele Soziale Netzwerke, doch liegt es zumeist aufgrund der Nutzungsbestimmungen in der Verantwortung der Eltern, dafür zu sorgen, dass Kinder und Jugendliche diese Begrenzungen einhalten. Doch diese Kontrolle soll künftig nicht mehr den Eltern, sondern den Anbietern obliegen. Auch hier ist noch nicht ganz klar, wie das technisch funktionieren soll, doch ein Jahr Vorlauf sollte ausreichen, entsprechende Funktionalitäten einzubauen.
Ist das nun eine Abkehr von der virtuellen Welt? Wahrscheinlich nicht, denn ab 16 Jahren können Jugendliche dann wieder frei entscheiden, in welchen Netzen sie unterwegs sein wollen. Doch ist der Aspekt des Schutzes jüngerer Kinder interessant, denn diese Zielgruppe wird in vielen Sozialen Netzwerken massiv manipuliert und befindet sich in einem Alter, in dem Kinder für solche Manipulationen sehr empfänglich sind. Dass relativ junge Kinder und Jugendliche vor dem Konsum- und Meinungsrausch der Sozialen Netzwerke geschützt werden sollen, ist ein Ansatz, der den Versuch lohnt.
Natürlich wird Australiens Regierung die Umsetzung dieses Gesetzes aufmerksam und mit Unterstützung von Universitäten begleiten und man wird relativ schnell belastbares Datenmaterial haben, um die Auswirkungen dieser Art von Jugendschutz bewerten zu können. Sollte sich das Modell als erfolgreich erweisen, dürfte es zahlreiche Länder geben, die dem australischen Beispiel folgen werden. Man darf gespannt sein.
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