Bei den einen läuft’s, bei den anderen nicht…

Die Corona-Apps in Deutschland und in Frankreich erleben ganz unterschiedliche Entwicklungen. In Deutschland ein Erfolg, läuft die französische Version ins Leere. Warum?

Die deutsche Version wurde bereits 12 Millionen Mal gedownloadet - die französische nur 1,5 Millionen Mal... Foto: Bundesministerium für Gesundheit

(KL) – Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache – in nur einer Woche wurde die deutsche Cotona-App mehr als 12 Millionen Mal gedownloadet und ist damit bereits im Bereich der signifikanten Funktionalität, während in Frankreich die App „StopCovid“ gerade einmal 1,5 Millionen Mal geladen wurde (und 460.000 Mal gleich wieder deinstalliert wurde). Das bedeutet, dass nur knapp 2 % der Französinnen und Franzosen diese App nutzen und das Ergebnis ist ein Schlag ins Wasser. Nach Angaben der Behörden wurden den französischen Nutzer*innen gerade einmal 14 (!) mögliche Kontakte mit Infizierten angegeben. Aber woran liegt dieser enorme Unterschied in der Nutzung dieser App?

Die Antwort auf diese Frage liegt im Verhalten der Regierungen seit Beginn der sanitären Krise. Während in Frankreich seit Februar eine unglaubliche Kakophonie herrscht und die Regierung offensichtlich die Bevölkerung ein ums andere Mal angelogen hat (Verfügbarkeit von Masken, zu Beginn Fehlinformationen über die Gefährlichkeit des Virus, Zustände in Altenheimen etc.), versuchte die Bundesregierung, möglichst transparent zu informieren. Dies führte in Frankreich zu einem starken Vertrauensverlust gegenüber der Regierung, in Deutschland sah sich Angela Merkel mit ihrem Kabinett bestärkt – die Umfragen zeigen es.

Dazu kommt, dass die französische Regierung per Dekret während des Lockdowns den Schutz personenbezogener Daten ausgehebelt hat (Dekret 2020-151) und das stimmt viele Franzosen und Französinnen nachdenklich. Der Regierung seine kompletten Bewegungs- und Kontaktdaten preiszugeben, nachdem diese beschlossen hat, dass die Behörden Datensätze für jeden Bürger und jede Bürgerin anlegen dürfen, in denen sensible Daten wie Hautfarbe, sexuelle Orientierung, politisches Engagement und andere enthalten sind, das ist vielen Franzosen und Französinnen suspekt. Und das belegen die Zahlen – die App „StopCovid“ ist meilenweit davon entfernt, die gewünschte Wirkung zu entwickeln.

Die Frage, ob jemand in Deutschland oder Frankreich eine Corona-App installiert, das ist die Frage, ob jemand seiner Regierung vertraut oder nicht. Das Argument „ihr gebt eure Daten doch ohnehin bei Facebook & Co. preis“ ist natürlich haltlos. Das ärgerliche Datensammeln der großen Internet-Plattformen nervt, da es zu Werbezwecken dient. Wenn der Staat hingegen anfängt, Daten über seine Bürger*innen zu sammeln und entsprechende Datensätze anlegt, dann ist das ein ganz anderes Problem. Wie es um dieses Vertrauen bestellt ist, das sieht man gerade deutlich – in Frankreich haben gerade noch 2 % der Bevölkerung so viel Vertrauen in den Staat, dass man ihm seine persönlichen Daten zur Verfügung stellt. Richtig viel ist das nicht…

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