Beim Pastis hört der Spaß auf…

Um zu verstehen, warum der Einstieg von Ricard als Sponsor von Paris Saint-Germain einen Skandal losgetreten hat, muss man den französischen Fußball kennen.

Sollte Ricard sein Engagement für PSG aufrecht erhalten, kann man die Werbetafeln im Süden auch abschrauben... Foto: Sebleouf / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Kennen Sie Ricard, den Pastis, den die Südfranzosen so lieben? Kennen Sie Paris Saint-Germain, den Verein, der für hohe Millionenbeträge einst M’Bappé, Neymar und Messi zusammen auf dem Platz stehen hatte? Kennen Sie Marseille? Und kennen Sie auch Olympique Marseille, den Verein, in dem einst Rudi Völler kickte? Wenn ja, dann haben Sie schon fast alle Zutaten zu diesem Skandal.

Pastis, das ist in Marseille und ganz Südfrankreich mehr als nur ein Anis-Aperitif. Pastis, das ist ein Lebensgefühl, wie beim Petanque-Spiel im Schatten alter Platanen, und in der Sonne des Südens beschwingt der Pastis ganze Bevölkerungsschichten. Unter den Pastis-Marken spielt Ricard eine besondere Rolle, es ist der Pastis Nummer 1. Wie sagte gestern eine Dame, die das französische Fernsehen interviewte? „Ricard ist Marseille und Marseille ist Ricard“. Zumindest galt das bis gestern.

Denn gestern wurde bekannt, dass der Hersteller des Marseiller Leib- und Magen-Pastis als Sponsor bei Paris Saint-Germain (PSG) einsteigt. Dazu muss man wissen, dass zwischen PSG und Olympique Marseille ein Verhältnis herrscht, gegen das die Beziehung zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 geradezu freundschaftlich ist. Marseille gegen PSG, das sind immer Hochsicherheitsspiele und es gibt regelmäßig Auseinandersetzungen zwischen den Fans beider Vereine.

Nie wieder Ricard!“, hörte man gestern in Marseille, wo man nicht bereit ist, diesen „Verrat“ an Stadt und Verein zu tolerieren. Da nützte es wenig, dass ein Sprecher von Ricard erklärte, es handele sich um ein „internationales Marken-Engagement“, bei dem es gar nicht um Pastis, sondern um Whiskey und Vodka ginge. Aber der Schaden war angerichtet.

Sollte Ricard nicht schleunigst zurückrudern, müsste das Unternehmen wohl mit einem Umsatzeinbruch in Südfrankreich rechnen. Denn man wechselt nicht von Olympique Marseille zum PSG – wer das tut, verliert sofort seinen Status in Marseille. Und Ricard sollte vielleicht seine Werbeagentur wechseln, denn wer immer sich ausgedacht hat, Marseille seines emblematischen Getränks zu berauben, der hat weder von der südfranzösischen Mentalität, noch vom französischen Fußball Ahnung. Ein Pastis-Skandal, der für Ricard ganz schön teuer werden könnte.

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