Belarus – schauen wir wieder nicht hin?

Zahlreiche Ereignisse und Maßnahmen deuten darauf hin, dass sich Belarus, inzwischen ein Marionetten-Staat von Putins Gnaden, demnächst im Ukraine-Krieg engagieren könnte.

Putin und sein Vasall Lukaschenko - die beiden führen nichts Gutes im Schilde... Foto: Kremlin.ru / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Zwei Dinge sind in Belarus extrem gefährlich – der Diktator Alexander Lukaschenko und die geographische Lage. In den letzten Tagen hat der treue Putin-Vasall mehrere Maßnahmen getroffen, mit denen ein belarussisches Eingreifen in den Ukraine-Krieg zu einer realistischen Option wird.

So wurden in den Verwaltungen die Reisepässe von Mitarbeitern eingezogen, um das zu verhindern, was man nach der ersten Mobilmachung in Russland erlebte – die Flucht von Hunderttausenden jungen Russen, die sich der Einziehung in die Armee entziehen wollten. Für ihre Altersgenossen in Belarus ist dies nun keine Möglichkeit mehr, wobei die „grüne Grenze“ von Belarus zu anderen Staaten nicht komplett überwacht werden kann.

Dazu stellten Beobachter intensive russische Truppenbewegungen in Belarus fest, die ebenfalls auf einen Angriff auf die Ukraine aus dem Norden hinweisen könnten. Dabei ist die geographische Nähe von Belarus zur ukrainischen Hauptsstadt Kiev ein wichtiger Punkt, denn bereits beim ersten russischen Angriff auf Tchernobyl und Kiev wählte Putin den Weg aus dem Norden, biss sich allerdings am ukrainischen Widerstand die Zähne aus.

Angesichts der vielen militärischen Rückschläge kristallisieren sich immer mehr zwei Kriegsziele für Putin heraus. Erstens wird er alles daransetzen, die fünf annektierten ukrainischen Regionen unter russischer Kontrolle zu halten und zweitens ist für ihn die symbolische Bedeutung Kievs fast ebenso groß wie einst Stalingrad für einen anderen gestörten Diktator. Den ukrainischen Widerstand kann Putin nur, wenn überhaupt, durch die Zerstörung Kievs brechen und die Verlockung, die Ukraine in einen Zwei-Fronten-Krieg zu verwickeln, dürfte für den Kreml groß sein.

Die EU darf die Entwicklungen in Belarus nicht auf die leichte Schulter nehmen. Seit dem Assoziierungs-Abkommen, das Lukaschenko und Putin unterzeichnet haben, steht die belarussische Armee faktisch unter russischem Kommando. Da nützt es nicht viel, dass die Mehrheit der Belarussen eine starke Abneigung gegen Lukaschenko hegt, am Ende werden die pro-ukrainischen und pro-westlichen Kräfte in Belarus nicht viel mehr Möglichkeiten haben, als den einen oder anderen Sabotageakt zu begehen, wie bereits im Februar/März 2022 geschehen.

Niemand sollte sich davon täuschen lassen, dass Putin rund um das orthodoxe Weihnachtsfest ein wenig Kreide gefressen hat. Der Mann bereitet gerade die nächsten Offensiven und Taktiken vor, die auch die abtrünnige moldawische Region Transnistrien betreffen kann.

So oder so, wir waren noch nie weiter von einer friedlichen Lösung des Konflikts entfernt und es wäre ein großer Fehler, würde man die Entwicklungen in Belarus nicht sehr aufmerksam verfolgen und notfalls auch hier mit scharfen Sanktionen reagieren. Anfang 2023 – der Krieg in der Ukraine wird in den kommenden Wochen in eine neue Eskalationsstufe einschwenken.

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