Belohnen statt bedrohen

Im Freistaat Sachsen, Schlusslicht in der deutschen „Impf-Hitparade“, startet das Deutsche Rote Kreuz eine „Dankeschön“-Aktion, um Menschen zur Impfung zu bewegen.

In Sachsen versucht man, die Menschen durch eine positive Aktion zur Impfung zu bewegen. Foto: Superikonoskop / Wikimedia Commons / GNU 1.2

(KL) – Nirgends in Deutschland sind weniger Menschen doppelt geimpft als in Sachsen. Während 53 % der Bundesbevölkerung zwei Impfdosen erhalten haben, liegt der Satz in Sachsen nur bei 47,9 % der Menschen. Dabei nimmt die Impfbereitschaft immer weiter ab. Um das zu ändern, hat das Deutsche Rote Kreuz eine „Dankeschön“-Aktion gestartet, in deren Rahmen Geimpfte Gutscheine erhalten, die sie bei rund 500 Partnerunternehmen einlösen können. Damit keine Ungerechtigkeiten entstehen, gilt dieses „Dankeschön“-Angebot auch für Menschen, die bereits geimpft sind.

Dabei bringt Sachsen seiner Bevölkerung großes Vertrauen entgegen, was einen echten Gegenentwurf zu den Zwangs-Maßnahmen darstellt, die anderweitig in der Diskussion sind. Wer sich auf der entsprechenden Internetsite registrieren lässt, muss nicht einmal einen Nachweis über eine tatsächlich erfolgte Impfung erbringen. „Das muss dann jeder mit sich und seinem Gewissen ausmachen“, kommentierte eine Sprecherin der DRK Sachsen.

Petra Köpping, die sächsische Gesundheitsministerin, zeigte sich begeistert. „Wichtig ist, dass sich möglichst jetzt viele Menschen impfen lassen, damit wir die Wucht der vierten Welle im Herbst möglichst klein halten.“

Zu einem Zeitpunkt, zu dem mehr als die Hälfte der Menschen in Sachsen keine zwei Impfdosen erhalten hat (obwohl es reichlich davon gibt), ist diese Strategie sicher sinnvoller, als wie in Frankreich die Bevölkerung zu spalten und durch Zwangs-Maßnahmen gegeneinander aufzuhetzen.

Doch realistisch betrachtet, werden weder Zwangs-Maßnahmen, noch kleine Geschenke zu der gewünschten „kollektiven Immunität“ führen, denn dazu müssten, so die Experten, 90 bis 95 % der Bevölkerung vollständig geimpft sein, was ziemlich unwahrscheinlich erscheint. Die Impfbereitschaft dürfte auch durch das Auftreten des neuen „Lambda“-Variants in Südamerika (das auch bereits nach Europa geschwappt ist) nicht erhöht werden, nachdem erste Berichte erschienen sind, nach denen dieses Variant, das momentan von der WHO als „VOI“ (Variant of Interest = Variant unter Beobachtung) eingestuft wird, weniger gut oder kaum auf die aktuellen Impfstoffe reagiert.

Immerhin – Sachsen versucht es mit einer fair gestalteten „Charme-Offensive“, was der Gegenentwurf zu Zwangs-Maßnahmen ist. Ob eine dieser Strategien zum gewünschten Ergebnis führt, bleibt allerdings fraglich. Wir werden es erleben.

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