Benoît Hamon überrascht alle

Beim ersten Wahlgang der Vorwahlen der Sozialisten für die Präsidentschaftswahlen im März schafft der frühere Bildungsminister Benoît Hamon eine kleine Sensation und gewinnt. Am Sonntag steht er in der Stichwahl Manuel Valls gegenüber.

Benoît Hamon hat überraschend den ersten Wahlgang der Vorwahlen der Sozialisten gewonnen. Foto: Pleclown / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Die SMS unseres Autors Charles Nouar kam um 21:20 Uhr, unmittelbar nach Verkündung des Ergebnisses des ersten Wahlgangs der Vorwahlen der französischen Sozialisten. „Und“, stand in der SMS, „wer hat’s schon vorher gesagt?“. Unser Redakteur hatte Recht – erst vor wenigen Tagen hatte er geschrieben, dass Benoît Hamon (oder Arnaud Montebourg) für eine Überraschung sorgen könnten und genau das ist passiert. Aber wer ist eigentlich Benoît Hamon?

Zunächst die Ergebnisse: Von den abgegebenen 1,33 Millionen Stimmen holt Benoît Hamon 36,3 % der Stimmen, gefolgt vom zurückgetretenen Premierminister Manuel Valls (31,1 %) und Arnaud Montebourg (17,5 %), Vincent Peillon (6,8 %) sowie François de Rugy (2 %), Sylvia Pinel (1 %) und Jean-Luc Bennahmias (1 %). Damit stehen sich Überraschungssieger Benoît Hamon und Manuel Valls am kommenden Sonntag in der Stichwahl gegenüber und die Anhänger der Sozialisten können sich entscheiden, wer von diesen beiden die PS bei den Präsidentschaftswahlen im März vertreten wird.

Der gebürtige Bretone Benoît Hamon vertritt den „linken“ Flügel der PS und war bislang als Europaabgeordneter, dann als Minister für die Sozialwirtschaft und Verbraucherschutz, später als Bildungsminister in Erscheinung getreten. Allerdings waren seine Engagements in diesen Ministerämtern von kurzer Dauer (als Minister für Sozialwirtschaft und Verbraucherschutz 20 Monate, als Bildungsminister 4 Monate). Hamon steht für eine „linke“ Politik und fordert beispielsweise ein bedingungsloses Grundeinkommen und andere Maßnahmen, mit denen die soziale Komponente der Politik gestärkt werden soll.

Klar ist, dass Benoît Hamon ein Gegenentwurf für den sozialliberalen Manuel Valls ist, der als zurückgetretener Ministerpräsident und damit Regierungschef gleich zwei Handicaps mit in die Stichwahl bringt – zum einen den Vorwurf, er habe seine eigene Regierung „verraten“, um seine persönliche Ambition auf das Präsidentenamt umzusetzen, zum anderen wird er nicht ganz zu Unrecht mit dem Scheitern der Amtszeit von Präsident Hollande in Verbindung gebracht. Denn am Scheitern dieser Regierung kann Valls als Regierungschef nicht völlig unschuldig sein…

Das Ergebnis dieser Vorwahlen ist erstaunlich. Fürchtete man im Herbst noch ein langweiliges Remake des Duells Hollande – Sarkozy, wurden in der Zwischenzeit die Karten völlig neu gemischt und die Präsidentschaftswahlen im März werden tatsächlich sehr spannend werden. Für die Konservativen tritt François Fillon an, für die Sozialisten entweder Benoît Hamon oder Manuel Valls, dazu kommt der Kandidat der von ihm selbst gegründeten Bewegung „En Marche“ Emmanuel Macron und die Kandidatin der Rechtsextremen Marine Le Pen.

Am nächsten Sonntag wird man also den Kandidaten der Sozialisten kennen und dann wird ein kurzer, dafür aber umso intensiverer Wahlkampf für das Präsidentenamt beginnen. Die Buchmacher in London reiben sich bereits die Hände, denn der Ausgang dieser Wahl ist völlig offen. Man darf gespannt sein.

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