Bernard Guerrier – auf den Spuren der Beatles

Eine seltene Fotoreportage des aus Montpellier stammenden Fotokünstlers, der sich in den letzten Jahren sehr rar gemacht hatte. Bermard Guerriers Comeback auf Eurojournalist(e).

In Liverpool stolpert man heute noch an jeder Ecke über die Beatles. Foto: © Bernard Guerrier

(BG/PM) – Es ist ein seltsames Gefühl, durch die alten Arbeiterviertel von Liverpool zu streifen. Nicht nur, dass hier alles anfing, nein, dazu stößt man auch an jeder zweiten Ecke auf Spuren. Die Spuren der Beatles, Spuren ihrer Songs, Spuren ihrer Motivation, diese graue Ecke Liverpools zu verlassen. Ein wenig wie Bochum. Eine knallharte Arbeiterstadt und dennoch kommt jeder, der von hier stammt, auch eines Tages wieder hierher zurück.

Wir fahren durch die Penny Lane, kommen am alten Waisenhaus „Strawberry Fields“ vorbei, stolpern auf einem Friedhof fast über den Grabstein von Eleanor Rigby - ganz klar, wie sind in Beatlesland angekommen.

Hier in Liverpool fanden sich die Beatles zusammen und veränderten die Welt. Die vier „Pilzköpfe“ Ringo, George, Paul und John gaben den Ton an, die Geschwindigkeit, in der sich die Nachkriegsjugend auf der Welt veränderte. Als die vier ihre Haare wachsen ließen, ließ die Jugend der Welt ihre Haare wachsen. Als die Beatles spirituelle Erfrischung in Indien suchten, zog die Jugend der Welt in Ashrams oder nach Goa. Die Beatles waren die Trendsetter.

Heute pfeift ein kühler Wind durch die endlosen Straßen der Arbeitersiedlungen, Haus an Haus, alle gleich, Individualität drückt sich entweder durch unterschiedliche Gardinen aus, die aber doch alle irgendwie gleich aussehen, spielt sich im Inneren der Häuser ab oder findet nicht statt. Man ist arbeitslos, müde, trinkt Tee und abends, sofern das Geld reicht, ein paar Pints in den ewig gleichen Kneipen, in denen man sich kennt, Dartpfeile wirft oder gemeinsam schweigt.

Doch bei der Erwähnung des Wortes „Beatles“ kommt Leben in die Menschen. „Jaaaaa, die Beatles“, seufzt Steven, Anfang 60, verblassende Seemanns-Tätowierungen auf den Armen, die lange vor der Zeit gestochen wurden, bevor Tattoos „in“ wurden, „die Beatles, das sind gute Jungs. Unsere Jungs. Mit denen haben wir früher abgehangen. Jungs wie du und ich.“ Dann seufzt er noch einmal und senkt den Blick wieder auf das halbvolle Bierglas vor ihm. Die Umstehenden nicken zustimmend. Helen, eine füllige Vierzigerin, die eigentlich die Beatles gar nicht mehr persönlich kennen kann, mischt sich ein. „Genau, die kamen aus der Nachbarschaft. Die haben Liverpool in der ganzen Welt bekannt gemacht. Wie die Reds.“

Die Reds. Das zweite Liverpooler Weltwunder, neben den Beatles. Der FC Liverpool, das Stadion an der Anfield Road, die Hymne, die heute in jedem Fußballstadion rund um die Welt gesungen wird – „You never walk alone…“.

Mittlerweile schaut der ganze Pub nickend in sein Glas. Jeder ist hier ein bisschen Beatle oder Spieler des FC Liverpool. Eine große Familie, die Beatles sind die Cousins, die irgendwann in die Welt gezogen sind und die es geschafft haben. Auch, wenn sie schon gar nicht mehr alle leben und schon ewig nicht mehr zusammen spielen. Ihre Songs sind unsterblich. Und damit auch sie selbst. Und damit auch Liverpool. Wo alles anfing. Dann sagt Wilbur: „Wenn ihr wollt, zeige ich euch, wo Ringo gewohnt hat“.

In der Straße hat sich kaum etwas verändert, seitdem. Wilbur zeigt uns ein altes Foto und tatsächlich, alles ist wie damals. „Nice chaps, the Beatles“, sagt Wilbur und ist, ebenso wie die anderen, stolz darauf, selbst ein wenig Beatle zu sein. Zurück in den Pub. Wir geben eine Lokalrunde aus, das war der Ausflug wert. John hinter dem Tresen legt eine CD in die Anlage. Alle kennen alle Texte. Und wenn sie dann laut mitsingen, dann hat das fast etwas Religiöses. Alle geben sich Mühe. Die Beatles leben. In den Mauern Liverpools. In ihren Songs. In den Menschen in dieser Stadt, die sich an wenig anderem als den Beatles und den Reds festhalten können.

Eurojournalist(e) veröffentlicht in den kommenden Tagen weitere großartige Bilderreihen von Bernard Guerrier, bevor diese auf seiner nächsten Ausstellung gezeigt werden! Alle Fotos dieser Reihe sind © Bernard Guerrier und können in größerem Format angeschaut werden, indem man sie einfach anklickt.

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